Die IFA hat Probleme. Probleme, die man anderswo, in Hannover zum Beispiel, gerne hätte. Weil die Messe für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik so günstig vor dem Beginn des Weihnachtsgeschäfts liegt und im wirtschaftlich stärksten Land des weltgrößten Marktes Europa stattfindet, kommt eigentlich kaum ein Hersteller an ihr vorbei.
Auch in diesem Jahr, verkünden die Veranstalter, verbuche die Messe Zuwächse in allen Bereichen und sei überbucht: "Das einzige Limit für die IFA 2011 ist die Kapazität des Messegeländes in Berlin", sagt Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, die die Messe ausrichtet.
Dabei kann die Branche in diesem Jahr nicht einmal mit besonderen Sensationen aufwarten. Flache Fernseher, die 3D-Filme zeigen können, gab es schon im vergangenen Jahr zu sehen; ebenso den Versuch, mit einer Vielzahl von Internetdiensten auf dem Fernseher zu locken.
Der Schwerpunkt liege dieses Jahr darauf, heißt es etwa beim TV-Weltmarktführer Samsung, weiter an der Software-Ausstattung der Geräte zu arbeiten und daran, dass der ständig wachsende Funktionsumfang für Nutzer beherrschbar bleibt. Denn die wollen sich beim Fernsehgucken ja in erster Linie zurücklehnen und entspannen.
Internet trifft Fernsehen
Das weiß man auch bei Rovi. Die US-Firma steckt hinter einer ganzen Reihe von elektronischen Programmführern, wie sie TV-Geräte, aber auch Zusatzgeräte wie etwa Blu-ray-Spieler mitbringen. Doch mit der Abbildung dessen, was in welchen Programmen zur Zeit, heute oder morgen zu sehen ist, wird es in Zukunft nicht mehr getan sein.
Denn mit den neuen Möglichkeiten, Inhalte auch aus dem Internet zu beziehen, "ändert sich das Nutzungsverhalten", sagt Ingo Reese von Rovi. Angebote wie Lovefilm oder Maxdome seien erst ein Vorgeschmack auf die neue Vielfalt, die man erwartet. Und je mehr Inhalte es geben wird, desto mehr werden die Nutzer darauf angewiesen sein, dass sie Hilfe bei der Auswahl und Empfehlungen bekommen - unter anderem auch von den Freunden in sozialen Netzwerken.
Damit entsteht ein Hardware-Problem, weil man mit den herkömmlichen Fernbedienungen dann nicht mehr allzu weit kommt. Samsung, auch bei Smartphones sehr erfolgreich, löst dies mit einer App für seine Android-Handys und Tablets, die über Funk nicht bloß das TV-Gerät steuern können. Es lässt sich damit sogar das TV-Bild auf das Handy übertragen - wenn man das Zimmer verlassen muss, aber nichts versäumen will.
Schnelles Internet schafft Innovationen
Mit ihren frei gestaltbaren Oberflächen und der intuitiven Bedienung per Berührungsbildschirm sind solche Geräte herkömmlichen Fernbedienungen überlegen, zwingen aber die Nutzer, sich umzugewöhnen. Je mehr schnelle Internetverbindungen zur Verfügung stehen, desto schneller wird sich diese Entwicklung vollziehen. Dies erklärt auch die eher zögerliche Entwicklung beim DVD-Nachfolger Blu-ray. Die Verkäufe stiegen im ersten Halbjahr 2011 auf sieben Millionen Stück an, im Vorjahreszeitraum waren es fünf Millionen.
Die Umgewöhnung auf die digitale Welt haben die weitaus meisten Fotoamateure zwar schon hinter sich, nun wächst aber offenbar bei vielen der Wunsch, die Qualität der Aufnahmen zu steigern. Das hat beileibe nicht immer, aber oft mit der Qualität der Aufnahmegeräte zu tun.
Systemkameras ohne Spiegel
Im Trend liegen daher spiegellose Systemkameras. Sie sind fast so klein wie Kompaktkameras, aber mit Wechselbajonett und größerem Bildsensor ausgerüstet. Sie können qualitativ mit Einsteiger-Spiegelreflexkameras mithalten, sind aber teurer. Ihr Reiz liegt in der Form - wegen ihrer geringen Größe kann man sie fast überall hin mitnehmen. Außerdem bringen die meisten von ihnen Effektfilter und andere Funktionen wie etwa automatische Panoramen mit.
Überall hin - eine auf der IFA insgesamt wichtige Formel. Heimvernetzung zählt dazu ebenso wie Speicherdienste im Netz, die es ermöglichen, Musik, Bilder und Filme hochzuladen und unterwegs abzurufen. Der Internetanbieter Strato zum Beispiel hat mehrere Pakete für digitale Lagerstätten geschnürt. Diese sind zwar kostenpflichtig, versprechen aber ein hohes Maß an Sicherheit - und die Daten der Nutzer bleiben in Deutschland.