Vorruhestand:Was Sie zur Rente ab 63 wissen müssen

Vorruhestand: Wer im Alter Spaß haben will, braucht auch ein bisschen Geld. Wer früher in Rente gehen möchte, muss daher genau rechnen und zeitig damit beginnen, finanziell vorzusorgen.

Wer im Alter Spaß haben will, braucht auch ein bisschen Geld. Wer früher in Rente gehen möchte, muss daher genau rechnen und zeitig damit beginnen, finanziell vorzusorgen.

(Foto: mauritius Images)

Viele Menschen liebäugeln damit, in Vorruhestand zu gehen. Ist das finanziell sinnvoll? Gerade im Vergleich mit Riester, Rürup oder privater Rentenversicherung? Ein Finanzexperte gibt Antworten.

Interview von Hendrik Munsberg

Rund 100 000 Menschen pro Jahr wenden sich derzeit an die Deutsche Rentenversicherung (DRV Bund). Sie wollen ab 63 vorzeitig in den Ruhestand gehen. Um die fälligen Abschläge zu vermeiden, müssen sie zuvor zum Teil hohe fünfstellige Ausgleichszahlungen leisten (siehe Tabelle). Beispiel: Wer eine Rente von 1000 Euro erwartet und zwei Jahre früher aufhört, muss monatlich 72 Euro Abschlag hinnehmen oder vorher 17 527 Euro Ausgleich zahlen, was frühestens mit 50 Jahren geht. Lohnt sich das, verglichen mit anderen Formen der Altersvorsorge? Zehn Fragen an Werner Siepe, er ist Finanzmathematiker und unabhängiger Finanzexperte.

SZ: Welche Rendite bekommt derjenige, der im Alter von 63 in Ruhestand geht, nachdem er vorher eine beträchtliche Summe in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt hat, um die ansonsten fälligen Abzüge auszugleichen?

Werner Siepe: Gesetzlich krankenversicherte Rentner können mit einer Rendite zwischen zwei und drei Prozent pro Jahr rechnen. Bei privat Krankenversicherten sind es etwa drei bis vier Prozent. Nach Steuern können es bei privat krankenversicherten Frauen sogar 4,5 Prozent sein, weil Frauen statistisch länger leben.

Ändert sich die Rendite, wenn man ein oder zwei Jahre später, aber immer noch vorzeitig in Rente geht?

Nein, die Rendite ändert sich dadurch nicht. Man zahlt dann zwar weniger wegen des geringeren Rentenabschlags, verkürzt dadurch aber auch die voraussichtliche Rentendauer.

Welche Lebenserwartung liegt dieser Rendite zugrunde, wie alt muss man also mindestens werden?

Die Renditen gelten für die sogenannte "fernere Lebenserwartung", die das Statistische Bundesamt ermittelt. Ein heute 58-jähriger Mann hat danach noch eine Lebenserwartung von 21,5 Jahren, wenn er mit 63 in Rente geht. Bei einer gleichaltrigen Frau sind es noch 25 Jahre ab 63, sie müsste also nach der Statistik 88 Jahre alt werden.

Gibt es am Kapitalmarkt vergleichbare Produkte, die eine bessere Rendite abwerfen?

Nein, sofern es sich um klassische Rentenversicherungen mit einem Garantiezins von nur 0,9 Prozent handelt. Die anhaltende Niedrigzinsphase lässt keine höhere Rendite zu. Nur wenn man die deutlich höhere Lebenserwartung nach der Sterbetafel der privaten Rentenversicherer zugrunde legt, kommt man auf dem Papier noch auf Renditen um die zwei Prozent.

Gibt es bei der Rürup-Rente eine höhere Rendite?

Nein, nicht beim Neuabschluss von klassischen Rürup-Rentenversicherungen. Für Sonderzahlungen zum Ausgleich von Rentenabschlägen bei der gesetzlichen Rente gelten die exakt gleichen Steuerregeln. 2019 kann man beispielsweise 88 Prozent der Beiträge steuerlich abziehen.

Und wie sieht es bei der staatlich geförderten Riester-Rente aus?

Das hängt von der Förderung ab. Wer hohe Zulagen für sich und seine Kinder erhält, die höher als eine Steuerersparnis ausfallen, kann eventuell mit einer höheren Rendite bei der klassischen Riester-Rentenversicherung rechnen.

Wenn Sie Medaillen, Gold, Silber und Bronze, für die gerade genannten Alternativen zur Alterssicherung vergeben sollten, wie sähe das aus?

Gold für die gesetzliche Rente bei der Altersgruppe 50plus, da die Jahre bis 2023 wegen der Stabilität von Beitragssatz und Rentenniveau zu den guten Rentenjahren zählen. Silber für die Riester-Rente bei niedrig besteuerten Arbeitnehmern mit hohen Zulagen, für Riester-Sparer mit zwei Kindern sind das zum Beispiel 675 Euro im Jahr. Und Bronze für die Rürup-Rente bei hoch besteuerten Anlegern, die auf ein höheres Zinsniveau in der Zukunft hoffen. Für die Rente aus der privaten Rentenversicherung reicht es nicht zum Podestplatz, da es hierfür bei Neuabschlüssen keine Steuervorteile mehr gibt. Allerdings sollte man immer auch die betriebliche Altersvorsorge im Blick haben.

Wenn man aus der gesetzlichen Rentenversicherung die Rente ab 63 bezieht, werden dafür später noch Beiträge fällig? Und wenn ja, welche?

Grundsätzlich nein, da man in der Regel ja nicht mehr pflichtversichert ist. Das gilt auch, wenn man als Frührentner einen versicherungsfreien Minijob bis zu 450 Euro hat. Allerdings können auch Frührentner noch freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Rente bis zum Erreichen ihrer persönlichen Regelaltersgrenze zahlen und ihre Rente dadurch erhöhen.

Geld, das man in die gesetzliche Rentenkasse einzahlt, kann man später aber nicht mehr seinen Kindern vererben?

Nein, die gesetzliche Rente ist nicht vererbbar. Eine Waisenrente gibt es nur für volljährige Kinder und zwar höchstens bis zum 27. Lebensjahr, sofern sie sich bis dahin noch in der Ausbildung befinden.

Und wie sieht es bei Ehepartnern aus?

Der überlebende Ehepartner hat grundsätzlich Anspruch auf eine Witwen- beziehungsweise Witwerrente in Höhe von 55 oder 60 Prozent der Rente des Verstorbenen. Allerdings wird diese Rente gekürzt, sofern das eigene Nettoeinkommen der Witwe beziehungsweise des Witwers über monatlich 846 Euro im Westen und 810 Euro im Osten liegt.

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