Die Unternehmen und Investoren an den Devisenmärkten stehen womöglich vor der größten Herausforderung seit der Einführung des Euros 1999: Um auf mögliche Auswirkungen eines Kollapses der Währungsunion vorbereitet zu sein, wird bereits die Wiederbelebung nationaler Währungen geprobt.
Das Brokerhaus ICAP, weltgrößter Devisen- und Staatsanleihen-Händler, testete auf seinen elektronischen Systemen mehrere Szenarien. Sowohl die Drachme als auch jede andere Währung könne gehandelt werden, falls es zu einem Austritt aus der Euro-Zone kommen sollte, betonte ein ICAP-Sprecher. "Wir haben die Szenarien sechs Monate getestet." Denn die Kunden seien besorgt darüber, wie es mit dem Euro ausgehen werde.
Auch die britische Regierung ergreift Maßnahmen, um auf den Zerfall der Euro-Zone vorbereitet zu sein. Zwar ist Großbritannien kein Teil der Währungsunion, dennoch ist das Land als Finanzmetropole und weltweit größter Devisenhändler ebenso betroffen.
"Länder wie Deutschland und Frankreich haben nun öffentlich die Frage gestellt, ob Länder wie Griechenland in der Euro-Zone bleiben können," sagte der britische Finanzminister George Osborne gegenüber der British Broadcasting Corp. "Es ist eine sehr, sehr schwierige und gefährliche Situation."
"Es wird zunehmend erkennbar, dass sich institutionelle Investoren Post-Euro-Szenarien vorstellen", schrieben Analysten von GaveKal Research. "Die Tatsache, dass Investoren diese Möglichkeit überhaupt in Erwägung ziehen, unterstreicht das derzeitige Hauptproblem des europäischen Bond-Marktes: Glaubhaftigkeit."