Wohngarantie:Vonovia verspricht Älteren "bezahlbare" Mieten

Wohngarantie: Rentner haben oft besonders große Probleme, die steigenden Mieten bezahlen zu können.

Rentner haben oft besonders große Probleme, die steigenden Mieten bezahlen zu können.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Der wegen steigender Mietkosten in die Kritik geratene Immobilienkonzern Vonovia sichert Mietern über 70 Jahren zu, dass ihre Wohnung bezahlbar bleibt.
  • Vorstandschef Rolf Buch weist bei der Hauptversammlung in Bochum zudem den Vorwurf von sich, das Unternehmen verdiene besonders viel Geld an den Nebenkosten.
  • Vor dem Gebäude protestieren Demonstranten gegen steigende Mietkosten und fordern eine Enteignung Vonovias.

Von Janis Beenen, Bochum

Deutschland größter Immobilienkonzern Vonovia reagiert mit einer Wohngarantie für ältere Mieter auf die wachsende Kritik an der Branche. "Wir geben Mietern ab 70 die Garantie, dass sie ihre Wohnungen nicht verlassen müssen", sagte Vorstandschef Rolf Buch vor der Hauptversammlung in Bochum. Vonovia sichere ihnen zu, "dass ihre Wohnung bei Veränderung der ortsüblichen Vergleichsmiete bezahlbar bleibt".

Mieterorganisationen hatten beklagt, dass viele Rentner sich die steigenden Mieten für ihre Wohnungen kaum noch leisten könnten. Die Wut auf sein Unternehmen kann Buch mit seiner Ankündigung kaum beruhigen. Mieter demonstrieren vor der Tür der Hauptversammlung. "Vonovia enteignen!", rufen sie über den Platz. Einer der Demonstranten ist als Miethai, mit passendem Pappkopf und Dollarzeichen um den Hals, verkleidet. "Ein schöner Tag für Vonovia, ein Scheißtag für die Mieter", brüllt er.

Knut Unger hat die Proteste als Vertreter des Mietervereins Witten mitorganisiert. Von Buchs Ankündigung hält er nicht viel: "Das sind alles Werbesprüche", sagt er. Wenn Buch es mit den älteren Menschen ernst meine, müsse Vonovia die Mietgarantie in den Verträgen rechtsverbindlich ergänzen. Die Kritik der Demonstranten reicht allerdings wesentlich weiter. Es geht um die Nebenkosten und Mietsteigerungen nach Modernisierungen. Unger spricht von falschen Abrechnungen und Modernisierungskosten, die Mieter existenziell bedrohen.

Vonovia hatte in der Vergangenheit bereits auf solche Kritik reagiert. Nach Protesten war der Dax-Konzern im vergangenen Jahr bei der Wohnungsmodernisierung auf die Bremse getreten. Durch Sanierungen soll es keine Mietaufschläge von mehr als zwei Euro je Quadratmeter geben. Der Durchschnitt der Mieterhöhungen nach Modernisierungen habe bei Vonovia im vergangenen Jahr 1,50 Euro je Quadratmeter betragen, sagte Buch. Dagegen habe beispielsweise in Berlin der allgemeine Durchschnitt modernisierungsbedingter Aufschläge zwischen 2012 und 2017 bei 2,44 Euro gelegen.

"Kostenanteil an den Betriebskosten ist nicht gestiegen"

Buch wies Kritik auch an der Höhe und der Ermittlung der Betriebskosten für die Vonovia-Wohnungen zurück. "Unser Kostenanteil an den Betriebskosten ist nicht gestiegen", sagte er. Es stimme nicht, "dass Vonovia an den Nebenkosten besonders viel Geld verdient". Mieter kritisieren immer wieder zu hohe oder nicht nachvollziehbare Forderungen. Vonovia habe im vergangenen Jahr bei rund 6000 Abrechnungen wegen Fehlern oder aus anderen Gründen Geld erstattet, sagte Buch. "Da wollen wir besser werden, aber man muss es ins Verhältnis zu unseren rund 400.000 Wohnungen setzen."

Steigende Mieten und Zukäufe im Ausland hatten Vonovia im ersten Quartal deutlich mehr Gewinn beschert, im vergangenen Jahr lag er erstmals bei mehr als einer Milliarde Euro. Zudem profitierte Vonovia von geringeren Kosten bei der Bewirtschaftung der Wohnungen. Konzernchef Buch hatte bei der Zahlenvorlage zugesichert, das Unternehmen werde sich an der Suche nach einer Lösung für die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt beteiligen. Forderungen nach einer Enteignung von Wohnungsunternehmen hatte Vonovia aber zurückgewiesen.

Mit Material von dpa

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