Vonovia:"Glücklicherweise langweilig"

Vonovia

Vonovia-Zentrale in Bochum: Gut 3500 Mieter haben Deutschlands größtem Wohnkonzern gemeldet, dass sie in finanziellen Nöten sind.

(Foto: Marcel Kusch/dpa)

Trotz Corona-Krise hält der Wohnkonzern an Dividende und Gewinnzielen fest.

Von Benedikt Müller, Köln

Wenn die ganze Wirtschaft in der Krise steckt, dann sind vermeintlich glanzlose Firmen zuweilen die gefragtesten. "Unser Geschäft ist glücklicherweise langweilig, stabil und berechenbar", sagt Rolf Buch, Chef von Deutschlands größtem Vermieter Vonovia. Zwar hätten bislang gut 3500 Mieter gemeldet, dass sie infolge der Corona-Pandemie in wirtschaftlichen Nöten steckten. Mit ihnen wolle Vonovia nun "individuelle Lösungen" finden, etwa Ratenzahlungen. Doch müsse sich niemand wegen der Corona-Krise um sein Zuhause sorgen - und der Vorstandschef sich offenbar auch nicht um seine Gewinne.

Denn insgesamt erwartet der Konzern nur geringe und vorübergehende Mietausfälle. Vonovia besitzt keine kriselnden Hotels oder Einkaufszentren, sondern gut 415 000 Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden. Wie kaum ein anderes Unternehmen haben die Bochumer in den vergangenen Jahren vom Zuzug in hiesige Städte profitiert: Mietskasernen gewannen seither an Wert, auch dank der niedrigen Zinsen. Vonovia nutzte das billige Geld, um etwa die schwedische Immobilienfirma Hembla zu kaufen.

Zuletzt zahlten Mieter des Dax-Konzerns im Schnitt 6,94 Euro kalt pro Quadratmeter und Monat. Damit verlange man "keine Luxusmiete", sagt Buch. Gleichwohl liegt der Wert gut fünf Prozent höher als vor einem Jahr - nicht nur dank Neubauten und des Zukaufs in Schweden. Vonovia erhöht bislang auch regelmäßig Mieten, wo es Mietspiegel und Nachfrage zulassen. Nach Modernisierungen darf der Konzern ebenfalls mehr Geld verlangen.

Damit soll nun vorerst Schluss sein: Auf Anpassungen an den Mietspiegel will Vonovia bis auf Weiteres verzichten; nach Modernisierungen sollen Mieten bis September nicht steigen. "Wir wollen jetzt den Menschen keine zusätzlichen Sorgen machen", begründet Buch. Auch auf Baustellen kommt der Konzern langsamer voran, wenn Arbeiter in der Corona-Krise etwa nicht zusammen anreisen oder Pausen machen können. Statt 2000 neuer Wohnungen will Vonovia in diesem Jahr nur noch 1600 fertigstellen.

Dennoch hält der Konzern an seiner Prognose fest, 2020 einen Betriebsgewinn zwischen 1,275 Milliarden und 1,325 Milliarden Euro zu erwirtschaften. Zum Glück gebe man Jahresziele ja "immer mit einem gewissen Korridor an", sagte Buch schon im April. Auch sollen die Aktionäre im Sommer weiterhin die geplante Ausschüttung von 1,57 Euro je Anteilsschein erhalten. "Dividende ist auch ein Ausdruck von Verlässlichkeit und Vertrauen gegenüber unseren Investoren."

An der Börse kommt diese in Krisenzeiten rare Beständigkeit erwartungsgemäß gut an: Dort gewann Vonovia am Dienstag zeitweise sieben Prozent an Wert.

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