Immobilien:Wohnungen von Vonovia: Höhere Nachfrage, teureres Gas

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Aufblühender Immobilienmarkt: Vonovia konnte den Wert der Mietshäuser in der Bilanz alleine voriges Jahr um etwa acht Milliarden Euro nach oben korrigieren. (Foto: Ina Fassbender/picture alliance/dpa)

Deutschlands größter Vermieter erwartet, dass sich der Krieg in der Ukraine auch auf den hiesigen Wohnungsmarkt auswirkt. Das betrifft vor allem Nebenkosten.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Der Angriff Russlands auf die Ukraine wird sich gleich doppelt auf den Wohnungsmarkt in Deutschland auswirken, das erwartet Europas größter Vermieter Vonovia. "Der Bedarf an neuen Wohnungen wird durch die Flüchtlinge aus der Ukraine sicherlich noch weiter steigen", sagt Vorstandschef Rolf Buch. Sein Unternehmen vermittele über Kommunen zwar erste freie Wohnungen an Geflüchtete. Allerdings stehen in vielen großen Städten seit Jahren kaum noch Wohnungen leer. Vonovia besitzt gut 565 000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich.

Buch äußert sich zudem besorgt über die deutlich gestiegenen Energiepreise, die nach und nach im Alltag der Menschen ankommen. Die Verknappung von Einfuhren aus Russland ließ Gaspreise in den vergangenen Wochen stark steigen. "Rund zwei Drittel der Wohnungen von Vonovia werden mit Erdgas geheizt", sagt Buch. Der Konzern weise Mieterhaushalte darauf hin, dass Nebenkosten-Abrechnungen insbesondere für das laufende Jahr höher ausfallen dürften. "Die Preissteigerungen für viele Haushalte werden nicht ohne staatliche Unterstützung tragbar sein", mahnt Buch - und stellt individuelle Stundungen oder Ratenzahlungen in Aussicht.

Tatsächlich arbeitet die Bundesregierung daran, Privatleute in dieser Energiekrise zu entlasten: etwa mit Heizkosten-Zuschüssen oder einer höheren Pendlerpauschale. Zugleich tüftelt auch Vonovia daran, Siedlungen künftig überwiegend mit erneuerbarer Energie zu heizen. "Aber im Moment brauchen wir das Erdgas noch", sagt Buch.

Der Mieterbund kritisiert überdurchschnittliche Mieterhöhungen

Freilich sind auch steigende Kaltmieten eine finanzielle Belastung für Haushalte. So verlangt Vonovia mittlerweile im Durchschnitt eine Monatsmiete von 7,33 Euro je Quadratmeter - gut zwei Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Konzern passt Mieten recht regelmäßig an das jeweilige Mietspiegel-Niveau an; zudem darf er Mieten erhöhen, wenn er Wohnungen modernisiert.

Aktionären will Vonovia in diesem Jahr eine Dividende von 1,66 Euro je Anteilsschein zahlen. Das sind nominell drei Cent weniger als zuletzt. Allerdings hat das Unternehmen im vorigen Jahr den Konkurrenten Deutsche Wohnen mehrheitlich übernommen - und viele neue Aktien ausgegeben, um die Fusion zu finanzieren. So gesehen, schüttet Vonovia deutlich mehr Geld an Investoren aus. Gleichwohl hat der Konzern an der Börse am Freitag zeitweise vier Prozent an Wert verloren.

Der Deutsche Mieterbund (DMB) kritisiert, dass die Mieten bei Vonovia stärker gestiegen seien als der durchschnittliche Mietpreisindex, den das Statistische Bundesamt für ganz Deutschland erhebt. "Nach wie vor zahlen die Mieterinnen und Mieter die immensen Gewinne und Dividenden", schimpft Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des DMB in Nordrhein-Westfalen.

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