Von Mordaschow bis Abramowitsch:Oligarchen auf Einkaufstour

Viktor Wekselberg übernimmt die Macht beim Schweizer High-Tech-Konzern Oerlikon, Alexej Mordaschow mischt bei TUI mit - Schlagzeilen, die die wachsende Präsenz russischer Oligarchen auf den weltweiten Märkten dokumentieren. In Russland hat eine Clique politiknaher Industrieller in den letzten Jahren einen ungeheuren Reichtum angehäuft - Geld, das sie nun auch jenseits der Wolga investieren wollen. Doch wer sind die Männer? Die wohlhabendsten und einflussreichsten Oligarchen in Bildern.

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Moskau, dpa

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Viktor Wekselberg übernimmt die Macht beim Schweizer High-Tech-Konzern Oerlikon, Alexej Mordaschow mischt bei TUI mit - Schlagzeilen, die die wachsende Präsenz russischer Oligarchen auf den weltweiten Märkten dokumentieren. In Russland hat eine Clique politiknaher Industrieller in den letzten Jahren einen ungeheuren Reichtum angehäuft - Geld, das sie nun auch jenseits der Wolga investieren wollen. Doch wer sind die Männer? Die wohlhabendsten und einflussreichsten Oligarchen in Bildern.

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Deripaska, dpa

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Der 40-jährige Oleg Deripaska ist mit Aluminium reich geworden. Schon während seines BWL-Studiums in Moskau investierte er in Aluminiumaktien - und war bald Vorsitzender des Konzerns Siberian Aluminium (Sibal).

Nach der Fusion mit Teilen des Konkurrenten Sibneft vor acht Jahren gehört der Konzern, der seitdem unter dem Namen Rusal firmiert, zu den größten der Welt. Teile seines immensen Vermögens - nach Schätzungen beläuft es sich auf rund 40 Milliarden Dollar - hat der reichste aller reichen Russen inzwischen in europäische und amerikanische Konzerne investiert: So hält er rund 30 Prozent Aktienanteile am österreichischen Baukonzern Strabag, an Hochtief ist er mit knapp zehn Prozent beteiligt. Auch am deutschen Autozulieferer Magna ist er mit 16 Prozent eingestiegen, seit April vergangenen Jahres soll er außerdem rund fünf Prozent der Anteile des angeschlagenenen US-Autobauers General Motors halten.

Zeitweilig versuchte sich Deripaska wie sein Geschäftsfreund Roman Abramowitsch, den er noch aus gemeinsamen Zeiten bei Rusal kennt, an der Übernahme eines Fußballvereins. Für den Londoner Spitzenklub FC Arsenal bot er 350 Millionen Dollar - zu wenig, meinten die Vereinsoberen, und lehnten das Angebot ab.

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Roman Abramowitsch,dpa

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Deutlich abgeschlagen hinter Deripaska landet der in Westeuropa relativ bekannte Roman Abramowitsch mit einem geschätzten Vermögen von rund 23 Milliarden Euro. Der Besitzer des Premier-League-Clubs FC Chelsea lässt sich kaum ein Spiel seines Vereins entgehen - und ist daher präsenter auf europäischen Fernsehbildschirmen als andere russische Oligarchen.

Dabei zieht er die Fäden seines Wirtschaftsimperiums am liebsten im Hintergrund. Wie kaum ein zweiter ist er mit der politischen Macht verbandelt. Nachdem er schon den Aufstieg Wladimir Putins unter dessen Vorgänger Boris Jelzin begleitete, ist Abramovitsch seit drei Jahren selbst Gouverneur der Provinz Tschukotka im äußersten Nordosten des Landes. Die politische Führung der dünn besiedelten Region - auf einer Fläche vom doppelten Ausmaß der Bundesrepublik leben rund 50.000 Menschen - bringt Abramowitsch einen entscheidenden Vorteil: Er genießt strafrechtliche Immunität.

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Wladimir Lissin, afp

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Wladimir Lissin, mit einem geschätzten Vermögen von rund 22,3 Milliarden Dollar zur Zeit drittreichster Mensch Russlands, hat eine sozialistische Musterkarriere hinter sich. Nachdem er Mitte der 1970er Jahre als einfacher Kohlearbeiter seiner Karriere begann, stieg er aufgrund seiner immensen Fachkenntnisse schnell auf.

Der Durchbruch gelang auch ihm in der chaotischen Phase des ungebremsten Kapitalismus kurz nach dem Ende der Sowjetunion: 1992 wurde er im Metallhandel aktiv und beherrschte mit wechselnden Geschäftspartnern schon bald den russischen Markt. 2005 brachte er dann sein Stahlkonglomerat Novolipetsk in London an die Börse. Im Zuge der Transaktion verkaufte er einen Teil seines 90-prozentigen Anteiles und investierte ihn in ein schottisches Schloss, das ihm seitdem als Wohnsitz dient.

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Michail Fridman, dpa

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Es gibt wohl wenige Dinge, mit denen Michail Fridman (Mitte) - mit 22,2 Milliarden Dollar Privatvermögen viertreichster Mann Russlands - noch nicht gehandelt hat. Schon während seiner Studienzeit in Moskau nutzte er jede Lücke des bröckelnden sozialistischen Regimes, um Handel zu treiben. Von weißen Mäusen bis zu Theaterkarten, von Zucker bis Zigaretten - Fridman bot die Dinge feil, die im abgeschotteten Russland begehrt waren. 1992 erhielt sein Handelskonzern Alfa dann die Lizenz zum Handel mit Öl.

Wie die meisten der russischen Oligarchen ist er eng mit der Staatsführung verbunden: Sein ehemaliger Geschäftspartner Pjotr Aven war unter Boris Jelzin Minister für Außenhandel und leitet heute die einflussreiche Alfa Bank. Fridman und seine heutigen Partner Viktor Wekselberg und Leonid Blawatnik halten mit ihrer Beteiligungsgesellschaft AAR außerdem 50 Prozent der Anteile am russisch-britischen Ölkonzern TNK-BP. Seit längerem wird spekuliert, dass die drei ihre Anteile an den vom russischen Staat kontrollierten Gazprom-Konzern verkaufen könnten - bevor sie bei einer Zwangsverstaatlichung wie in den Fällen Yukos und Rosneft große Teile ihres Vermögens einbüßen würden.

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Alexej Mordaschow, dpa

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Stahl und Öl - auch Alexej Mordaschow, die Nummer fünf im Kreis der russischen Großverdiener, erkannte früh, womit sich in Russland Geld verdienen lässt: 1992 gründete er das Unternehmen Severstal und übernahm seinen ehemaligen Arbeitgeber, das sowjetische metallurgische Kombinat. Schnell machte er es zu einem der führenden russischen Stahlkonzerne. Er verfügt heute über ein Vermögen von 22,1 Milliarden Dollar.

Seine neuesten Pläne sorgten auch in Deutschland für Aufsehen: Gemeinsam mit dem Tourismuskonzern TUI, an der er gut zehn Prozent der Aktienanteile hält, will er den osteuropäischen Reisemarkt erobern - die Verträge für ein Joint Venture sind bereits unterzeichnet.

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Wladimir Potanin, AP

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Gemeinsam sind sie groß geworden - und streiten sich jetzt erbittert um ihre Milliarden. Wladimir Potanin (Mitte) und Michail Prochorow (nicht im Bild) kontrollierten von 1995 bis 2007 gemeinsam den Konzern Norilisk Nickel - und steigerten dabei ihr Privatvermögen auf jeweils rund 21,5 Milliarden Dollar. Zu ihrem Konglomerat gehören ein Rohstoffunternehmen, eine Bank, eine Mediengruppe und eine Immobilienfirma.

Vor einem Jahr wurde das gigantische Firmenimperium Prochorow jedoch zu klein - er verkaufte seine Anteile an Norilisk dem Oligarchen Deripaska, um sie in innovatische Energieprojekte zu investieren. Seitdem gehen die beiden getrennte Wege. Um das Gemeinschaftsunternehmen Norilisk ist ein Übernahmepoker entbrannt, bei dem auch der russische Staat seine Finger im Spiel haben soll. Auf der anderen Seite stehen die Oligarchen Deripaska und Wekselberg, die von einer Fusion ihres Stahlkonzerns Rusal mit Norilisk träumen - es entstünde ein Rohstoffgigant mit einem Aktienwert von mehr als 100 Milliarden Dollar.

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Gazprom-Zentrale in Moskau, dpa

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Der 18-Milliarden-Dollar schwere Sulejman Kerimov ist nicht nur Chef der führenden russischen Investmentfirma Nafta Moskau, sondern auch Senator der kaukasischen Provinz Dagestan. Zuvor saß er im russischen Parlament, der Duma. Seine Milliarden stecken im Silberexporteur Polymetal, dem halbstaatlichen Gasmonopolisten Gazprom und der größten russischen Bank, der Sberbank. Er scheut die Öffentlichkeit,

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Victor Vexelberg, afp

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An der Seite des mächtigen Oligarchen Michail Fridman ist auch Victor Wekselberg zu seinen Milliarden gekommen. Sein Vermögen wird inzwischen auf rund 15,5 Milliarden Dollar geschätzt. Mit seiner Beteiligungsgesellschaft Renova - die gemeinsam mit der Alfa Group von Fridman und der Access Industries des Oligarcen Leonid Blavatnik das Konsortium AAR bildet - kontrolliert er gewichtige Anteile am Ölkonzern TNK-BP. In Russland ist Wekselberg beliebt, seit er Millionen in eine Sammlung historischer Fabergé-Eier steckte und sie dem russischen Staat schenkte.

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German Chan, Alfa Group

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Auch German Chan, der Partner des einflussreichen Milliardärs Michael Fridman an der Spitze der Alfa-Gruppe, gehört inzwischen zu den reichsten Männern Russlands. Mit 15 Milliarden Dollar Privatvermögen belegt er Platz zehn.

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Alischer Usmanov, AP

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Einer der umstrittensten russischen Oligarchen ist der in Usbekistan geborene Alischer Usmanov. Nach einer Parteilaufbahn in Usbekistan und Moskau verbrachte er sechs Jahre wegen Erpressung in einem turkmenischen Gefängnis. Nach seiner Freilassung 1986 versuchte der gut vernetzte Ex-Politiker als Unternehmer im Gasgeschäft sein Glück. Mit Erfolg: 1995 stieg er bei Gazprom ein, seit 2001 leitet er die Investment-Tochter Gazprom-Investholding. 2002 machte er mit dem Kauf des britischen Stahlkonzerns Corus auf sich aufmerksam.

Seitdem Usmanow mehr und mehr Anteile des britischen Fußballklubs FC Arsenal zukauft - er hält inzwischen 24,2 Prozent der Aktien - grassiert die Angst vor einer Übernahme bei dem Traditionsverein. Die strebt Usmanov nach eigenen Angaben innerhalb der nächsten Jahre an.

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Michail Chodorkowski, AP

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Michail Chodorkowski galt einst als einer der mächtigsten Oligarchen Russlands. Er legte in den 1990er Jahren eine ähnliche Karriere hin, wie die Milliardäre an der Spitze der Finans-Liste - und steht heute dennoch ganz unten. Denn als der Vorstandsvorsitzende des heute insolventen Yukos-Konzerns sich um die Jahrtausendwende nicht länger nur für Ölgeschäfte, sondern auch für die Demokratie zu interessieren begann, wurde er dem machtbewussten Wladimir Putin zu gefährlich. Nachdem Chodorkowski bei der Duma-Wahl 1999 die Opposition finanziell unterstützt hatte, wurde er 2003 festgenommen, wegen Steuerhinterziehung vor Gericht gestellt und sitzt seitdem in einem sibirischen Gefängnis.

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Text: jkf/jkr/lala

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