Hell erleuchtete Schaufenster mit sich drehenden Figuren lassen in der Vorweihnachtszeit Kinderherzen höher schlagen. Die Weihnachtswünsche sorgen für gestresste Eltern und klingelnde Kassen. Das Geschäft mit den Kids boomt.

Noch nie waren Kinder so umworben wie heute. Dabei geht es nicht um Schaufensterwerbung - Product Placement in TV-Serien, Peer Group Marketing und Klingeltonwerbung heißen die Zauberwörter, um den Kids das Ersparte aus den Taschen zu ziehen.
Es ist Werbung, die ankommt, wie eine Studie des britischen National Consumer Council zeigt: Acht von zehn Teenagern gaben an, sie würden Shopping lieben. Und das Interesse an Markenkleidung ist bei keiner Altersgruppe so groß wie bei den 13- bis 15-Jährigen.
McDonald's bekannter als der Nachname
Kinder lernen schnell: Der durchschnittliche Zehnjährige erkennt heutzutage zwischen 300 und 400 Marken - doch nur 15 Vogelarten. Schon die Kleinsten nehmen die Werbebotschaften auf. Der britische Guardian zitiert eine Studie unter Dreijährigen, wonach 70 Prozent der Kinder die Marke McDonald's kannte. Doch nur jedes zweite Kind wusste den eigenen Nachnamen.
Deutsche Kids investierten 2006 über vier Milliarden Euro in Bekleidung, drei Milliarden in außerhäusliche Aktivitäten und 2,7 Milliarden kassierten die Mobilfunkbetreiber. Insgesamt summierten sich die Ausgaben der 6- bis 19-Jährigen auf 22,5 Milliarden Euro, so eine Studie der auf Jugendliche spezialisierten Münchner Marktforschungsagentur IconKids. Das bedeutet eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Milliarden - ein neuer Rekord.
"Ich will ein rotes Auto"
Doch der Markt dürfte sogar weit größer sein: Immer mehr Kinder spielen bei den langfristigen Investitionen eine wichtige Rolle. Egal ob Auto, neuer PC oder Wohnzimmercouch - oftmals haben die jungen Konsumenten ein Wörtchen mitzureden bei den großen Ausgaben von Mama und Papa. Und so laufen immer öfter glückliche Kinder durch die Fernsehspots der großen Automarken und hüpfen fröhlich auf den Sofas großer Einrichtungshäuser herum.
Doch nicht alle Jugendlichen empfinden uneingeschränkte Begeisterung für die neue Aufmerksamkeit der Werbeindustrie. Der Druck, immer das Neueste besitzen zu müssen, lastet oft schwer auf den Umworbenen. Der Vergleich der neuesten Handymodelle am Schulhof enttarnt oft die Schüler aus ärmeren Verhältnissen - was dazu führt, dass sie sich am meisten für Konsumgüter interessieren.
Langfristiger Trend
Das dürfte sich sobald auch nicht ändern. Denise Ulrich von IconKids sieht in den steigenden Ausgaben der Kids einen langfristigen Trend: "Die Zahl der deutschen Kinder nimmt Jahr für Jahr um ein Prozent ab - doch das Geld, über das sie verfügen können, steigt jährlich um drei Prozent."
Wenn auch 2006 in der Vorweihnachtszeit glitzernde Kinderaugen die neuesten Spielsachen bestaunen, werden die meisten Wünsche wieder in Erfüllung gehen, denn, so Ulrich: "Auch wenn bei den Familien einmal das Geld knapp wird - bei den Kindern wird zuletzt gespart."