Neuer Job für Ex-Ministerpräsidenten:Mappus heuert bei Merck an

Pharma und Chemie statt Wahlkampf und Demokratie: Baden-Württembergs früherer Ministerpräsident Stefan Mappus geht zum deutschen Konzern Merck und damit vom Musterländle zu einem zuletzt schwächelnden Unternehmen. Dort soll er eine Führungsfunktion übernehmen - im Ausland.

Baden-Württembergs ehemaliger Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) war die längste Zeit Politiker: Ende des Monats wechselt er zum Pharmakonzern Merck.

Stefan Mappus auf Jobsuche

Von der Politik in die Wirtschaft: Stefan Mappus hat einen neuen Job.

(Foto: dpa)

"Mappus wird eine Führungsfunktion im Ausland übernehmen", bestätigte ein Sprecher des Darmstädter Unternehmens am Donnerstag. Wo genau, wollte der Sprecher nicht mitteilen. Auch Mappus' Gehalt ist unbekannt.

Nach Medienberichten soll Mappus eine Führungsaufgabe in Amerika oder Südostasien übernehmen; sein Landtagsmandat werde er Ende August niederlegen. Der 45-Jährige ist Diplom-Ökonom und hatte früher für Siemens Telefone vertrieben. Dieses Arbeitsverhältnis ruhte zuletzt ohne Bezahlung.

Am Mittwoch vergangener Woche hatte der Merck-Vorstandschef Karl-Ludwig Kley erstmals öffentlich bestätigt, "dass wir mit Herrn Mappus im Gespräch sind". Zu diesem Zeitpunkt war aber auch noch spekuliert worden, dass Mappus zu Siemens zurückkehren könnte.

Ein politisches Amt hatte Mappus zuletzt nicht mehr inne: Bei der Landtagswahl Ende März verlor seine schwarz-gelbe Koalition in Baden-Württemberg die Mehrheit an die erste grün-rote Landesregierung, die von der Ökopartei geführt wird. Dabei war Mappus erst im Februar 2010 als Nachfolger von Günther Oettinger an die Spitze des Landes gerückt. Vor wenigen Tagen war der bisherige Generalsekretär Thomas Strobl als Nachfolger Mappus' zum Vorsitzenden der CDU in Baden-Württemberg gewählt worden.

Merck stellt Medikamente her, unter anderem gegen Diabetes oder Wachstumsstörungen, aber auch Flüssigkristalle, die zum Beispiel verwendet werden, um LCD-Displays zu bauen. Das Unternehmen hatte erst vor wenigen Tagen unangenehme Zahlen bekanntgeben müssen: Merck rutschte im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen, machte 84 Millionen Euro Verlust. Im Vorjahr hatte man noch einen Überschuss von 187 Millionen Euro verbucht.

Vor kurzem übernahm bereits ein anderer ehemaliger Ministerpräsident aus der CDU einen hohen Posten in der Wirtschaft. Seit 1. Juli ist Roland Koch Vorstandschef des Mannheimer Baukonzerns Bilfinger Berger.

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