Wer im Stau steht, verliert nicht nur kostbare Zeit, sondern mitunter auch die Nerven. Warum nicht einfach im Flugtaxi über die vielen Autos hinwegdüsen? Was lange nach Science-Fiction klang, wird immer konkreter. Das deutsche Start-up Volocopter arbeitet zum Beispiel gerade an einer Landeplattform in Singapur: ein Mini-Flughafen für Flugtaxis. Erste öffentliche Testflüge sollen dort noch in diesem Jahr stattfinden, sagte Geschäftsführer Florian Reuter auf dem Greentech-Festival in Berlin. Das Konzept: Die Taxis können entweder auf dem Dach landen oder auf einer Landefläche, wenn genügend Platz ist. Der Wartebereich in Singapur soll ungefähr 550 Quadratmeter groß werden - viel Holz, viel Glas, möglichst transparent.
"Es geht nicht nur darum, Flugtaxis zu entwickeln, sondern auch um die nötige Infrastruktur", sagte Reuter. Der Prototyp sei dafür da, einmal alle Abläufe unter realen Bedingungen zu testen. Wie läuft das Boarding? Wie lange dauern der Batteriewechsel und das Aufladen der Akkus? Am Anfang sollen bis zu 50 Personen pro Haltestelle und Stunde befördert werden, später etwa 120. Für die Umsetzung der mobilen Landeplattform arbeitet Volocopter mit der britischen Firma Skyports zusammen. Die beiden Firmen sind zwei unter vielen, die sich mit dem Thema beschäftigen.
Erst vor wenigen Tagen absolvierte das fünfsitzige elektrische Flugtaxi Lilium Jet in Oberpfaffenhofen bei München seinen Jungfernflug. Airbus hatte am 1. Mai in Donauwörth seinen viersitzigen elektrischen City-Airbus mit vier Rotoren erstmals in die Luft gebracht. Er soll mit 120 Stundenkilometern 50 Kilometer weit fliegen. Volocopter hat sogar schon seit 2016 die deutsche Verkehrszulassung für ein zweisitziges Taxi und ist 2017 in Dubai im Test autonom geflogen. Der Airbus-Konkurrent Boeing hatte im vergangenen Januar in den USA einen ersten Testflug mit einem autonomen Lufttaxi geschafft.
Die große Frage aber bleibt: Wann wird es wirklich ernst? Eine Studie der Unternehmensberatung Horváth & Partners prognostiziert, dass bis 2025 Flugtaxis in den Metropolen ein gängiges Verkehrsmittel sein werden. "Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, wann wir eine kommerzielle Zulassung für unser Flugtaxi erhalten", sagte Alex Zosel, Mitgründer von Volocopter, am Donnerstag in Berlin. Bis dahin gilt: In der Ruhe liegt die Kraft, wenn die Straßen mal wieder verstopft sind.