Volkszählung der Milliardäre:Superreiche kennen keine Krise

Italy's Luxury Resort As Austerity Measures Grip Country

Milliardärsspielplatz Portofino, Italien.

(Foto: Bloomberg)

Reich zu werden ist sehr schwer, reicher werden nicht so sehr: Die Superreichen haben ihre Vermögen in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt - trotz Krise. Ganz vorne mit dabei: die Deutschen.

Von Jannis Brühl

Man kann dem durchschnittlichen Milliardär nicht vorwerfen, ein völliger Langweiler zu sein. Er hat 22 Millionen Dollar in Jachten, 16 Millionen in Flugzeugen und 6 Millionen in Kunst gesteckt. Er ist 62 Jahre alt, männlich, studierte in Harvard und besitzt insgesamt drei Milliarden Dollar.

Die Armen lassen sich nicht so genau erfassen, es sind zu viele. Einfacher zu zählen sind die Superreichen - und das machen die elitären Datensammler bei Wealth-X in Singapur. Die genannten Durchschnittszahlen stammen aus dem "Billionaire Census", einer Art Volkszählung der Milliardäre, den das Unternehmen zusammen mit der Bank UBS erstmals veröffentlicht hat (gesamter Report als PDF).

Die Krise, die seit mehreren Jahren herrscht, dezimiert die Geldelite demnach nicht - im Gegenteil. Seit 2009 wurden 880 Menschen zu Milliardären. Heute besitzen 2170 Menschen mehr als eine Milliarde Dollar. Ihr gesamtes Vermögen hat sich in dieser Zeit mehr als verdoppelt: von 3,1 Billionen Dollar auf 6,5 Billionen Dollar.

Deutschland ist MiIliardärsland. Mit 148 gibt es so viele Superreiche wie sonst nur in den USA (515) und China (157). In den vergangenen zwölf Monaten wurden elf Deutsche zu Milliardären.

Altes Geld herrscht vor in Deutschland: 46 Prozent der sehr Reichen haben ihr Geld geerbt, nur 33 Prozent werden als "self-made" eingestuft, global ist diese Zahl doppelt so hoch.

Der Frauenanteil unter den Milliardären ist mit 19 Prozent vergleichsweise hoch. Mehr Detail dazu stehen in einem anderen Wealth-X-Studie zu den Superreichen (PDF), die vor wenigen Wochen veröffentlicht worden ist. Er schließt nicht nur Milliardäre mit ein. In Deutschland haben Frauen mit mehr als 30 Millionen Dollar Vermögen im Schnitt deutlich mehr Geld als die Männer in dieser Kategorie. Sie verfügen laut Statistik über 327 Millionen Dollar, das ist drei Mal so viel. Sechs Prozent der Superreichen (mit mehr als 30 Millionen Vermögen) in Deutschland sind demnach Frauen, aber sie verfügen über 15 Prozent der großen Vermögen. Offensichtlich treiben die wenigen extrem reichen Frauen wie BMW-Erbin Susanne Klatten und Friede Springer den Schnitt nach oben.

In der Krise des Kontinents konzentriert sich immer mehr Geld in immer weniger Händen. Als einzige Weltregion sank die Zahl der Milliardäre in Europa - um 3,6 Prozent - allerdings nicht ihr Vermögen, das stieg um 3,7 Prozent.

Die Zusammensetzung der Gruppe Milliardäre verändert sich rapide. Ihre Zahl wuchs in Asien, Nahost und Afrika im zweistelligen Prozentbereich, deutlich stärker als in Europa und Nordamerika.

Unter den 20 Städten mit den meisten Milliardären findet sich keine deutsche Stadt. New York, Hong Kong und Moskau belegen die ersten Plätze.

Auch in den Ländern, die die Krise am härtesten erwischt hat, lässt es sich vielleicht nicht mehr reich werden, dafür aber reicher. Die reichen Studie vom September zeigt, dass Griechenland im sechsten Jahr seiner Rezession stecken mag, doch der Studie zufolge wuchs die Zahl der Menschen mit mehr als 30 Millionen Dollar Vermögen auf 505 - ein Plus von elf Prozent. Die griechische Geldelite konnte ihr gesamtes Vermögen gar um 20 Prozent steigern. Schneller ist der Reichtum ganz oben in der Gesellschaft nur in Rumänien gewachsen.

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