Die IG Metall will zügig mit VW über die neuen Sparpläne verhandeln und die im Herbst geplante Tarifrunde vorziehen. Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, kann sich die Gewerkschaft auch eine Vier-Tage-Woche für alle Beschäftigten der Kernmarke vorstellen. „Das kann mit eine der Optionen sein“, sagte die IG-Metall-Bundesvorsitzende Christiane Benner am Rande einer tarifpolitischen Konferenz in Hannover. „Wir sollten nichts ungenutzt lassen an Ideen, wie wir Beschäftigung und Standorte erhalten können.“ Wichtig sei, dass die Werkschließungen und betriebsbedingten Kündigungen, die VW nicht mehr ausschließt, vom Tisch kämen, betonte Benner. „Das sind für uns absolut rote Linien.“ Mit dem Konzern wolle man nun schnell ins Gespräch kommen, um gemeinsam über Lösungen zu verhandeln. Die eigentlich für Herbst geplante Tarifrunde bei Volkswagen wolle man daher vorziehen und möglichst parallel zum Flächentarif für die gesamte Branche verhandeln. Das habe man VW angeboten, bisher aber noch keine Antwort erhalten.
IG Metall hält an Lohnforderung für VW fest
In Niedersachsen startet die Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie am Donnerstag kommender Woche, über den VW-Haustarif soll eigentlich erst ab Mitte oder Ende Oktober verhandelt werden. Die IG Metall fordert jeweils sieben Prozent mehr Lohn. Von dieser Forderung wolle man auch bei VW nicht abgehen, betonte Niedersachsens IG-Metall-Chef Thorsten Gröger. „Selbst in Phasen, wo es Volkswagen exorbitant besser ging als dem Rest der Branche, haben wir bei Volkswagen die gleichen Entgeltsteigerungen vereinbart.“ Man sehe daher keinen Grund, jetzt von diesem Grundsatz abzuweichen.
Die Vier-Tage-Woche hatte Niedersachsens Regierungschef und VW-Aufsichtsrat Stephan Weil schon am Donnerstag in der Diskussion über Einsparungen bei Volkswagen ins Spiel gebracht. Vor drei Jahrzehnten sei der Autobauer schon mal in einer heftigen Krise gewesen, in der die Lasten angemessen zwischen allen Beteiligten verteilt worden seien, sagte Weil (SPD) im NDR-Radio. „Am Ende könnte so etwas auch diesmal wieder die Grundlage dafür sein, dass man sich verständigen kann.“ VW führte in einer Absatzkrise 1993 die Vier-Tage-Woche ein, um den Abbau von 30 000 Arbeitsplätzen zu verhindern. Erst 2006 kehrte der Autobauer zur Fünf-Tage-Woche zurück.
Volkswagen hat angesichts drohenden Verlusts in der Kernmarke angekündigt, betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen in Deutschland in Betracht zu ziehen, um Kosten zu senken. Der Betriebsrat leistet entschlossen Widerstand und wirft dem Management schwere Fehler vor. Niedersachsen ist mit 20 Prozent der Stimmrechte an VW beteiligt und stellt zwei Mitglieder im Aufsichtsrat. Für die SPD-geführte Regierung hat der Erhalt der VW-Standorte Priorität, sie muss aber auch die wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens unterstützen. „Bei Volkswagen gab es die gute Regel, dass der Erfolg auch angemessen unter den Beteiligten aufgeteilt worden ist. Das galt in guten Zeiten, aber in der Unternehmensgeschichte gab es immer auch andere Zeiten“, sagte Weil.