Volkswagen:Mehr Silicon Valley, weniger Niedersachsen

VW und Aral bündeln Kräfte beim ultraschnellem Laden

Ein VW-Elektroauto an einer Ladesäule: Der Konzern will beim Aufbau von Ladesäulen mit Mineralölfirmen wie Aral zusammenarbeiten.

(Foto: 25 Pictures/obs)

Mit fünf zusätzlichen Batterie-Werken will VW bei der Elektromobilität aufholen. Auch was die Choreografie angeht, orientiert man sich zunehmend an der Konkurrenz.

Von Jan Schmidbauer

Am 15. März gibt es normalerweise nicht viel zu feiern. "Tag der Mathematik" war schon am Sonntag. "Tag des Bieres" ist erst im August. Und der "Tag der Rückengesundheit", der tatsächlich am 15. März begangen wird, fristet bislang nur ein Schattendasein.

In Wolfsburg allerdings hatte man schon in den vergangenen Tagen eindringlich darauf hinzuweisen versucht, dass der 15. März kein stinknormaler Montag werde. Wer in den vergangenen Tagen die Social-Media-Aktivitäten des Konzerns und seines Chefs und Twitter-Newcomers Herbert Diess verfolgte, der konnte den vielen Ankündigungen ja kaum entkommen: Montag ist "Power Day".

Was man in Wolfsburg damit genau meinte, stellte sich nun heraus. Europas größter Autohersteller präsentierte am Montag, natürlich weitgehend virtuell, einen Plan. Einen Plan, wie er bei der Elektromobilität aufholen will. Von einer "Technologie-Roadmap" sprachen die Niedersachsen. Man könnte auch sagen: VW feierte den Tag des Saftes.

Denn im Zentrum der vielen Ankündigungen stand vor allem der Aufbau eines eigenen Produktionsnetzes für Batteriezellen, die neben der Software als Schlüsseltechnologie bei der Entwicklung von Elektroautos gelten. Volkswagen kündigte an, in den kommenden Jahren fünf weitere Batteriezell-Fabriken aufzubauen, gemeinsam mit Partnerunternehmen wie der skandinavischen Firma Northvolt.

Damit dürfte sich der Konzern nicht nur unabhängig machen wollen von Zulieferern, die bislang vor allem in Asien sitzen. Klar ist, dass VW damit auch aufholen will auf den US-Elektrobauer Tesla, der im nicht weit entfernten Grünheide derzeit nicht nur seinen ersten deutschen Produktionsstandort baut, sondern bereits ankündigte, dass dort auch noch die größte Batteriefabrik der Welt entstehen soll.

Kostenvorteile durch die "Einheitszelle"

Schon die ganze Choreografie der Wolfsburger war ja eine Botschaft. Es gab einen Livestream. Es wurde englisch gesprochen, es wurde geduzt ("Markus from Audi, Oliver from Porsche"). Es wurde zu Managern in verschiedenen Städten und auch in andere Länder der Welt geschaltet ("Good afternoon, Wolfsburg"). Vor allem aber hatte man vorab ein Geheimnis daraus gemacht, was man eigentlich verkünden will. So wie sie's ja auch bei Apple immer machen. Mehr Silicon Valley, weniger Niedersachsen, könnte man sagen.

Wobei Niedersachsen auch im Zeitalter der E-Mobilität eine Rolle spielen soll. Die erste VW-Batteriefabrik entsteht derzeit in Salzgitter. Einen zweiten Produktionsstandort will der Konzern bis 2023 im schwedischen Skellefteå bauen, gemeinsam mit Batteriespezialist Northvolt. Vier weitere Fabriken sollen bis 2030 folgen, wie VW ankündigte.

Nach Angaben von VW soll die neue Strategie die Elektroautos auch erschwinglicher machen. Möglich werde dies nicht nur, weil man die Batteriezellen künftig selber herstellen will. Kostenvorteile soll auch eine sogenannte "Einheitszelle" bringen. Bis 2030 soll sie in 80 Prozent aller Elektroautos aus dem Konzern stecken, kündigte VW an. "Unser Ziel ist, Kosten und Komplexität der Batterie zu senken und gleichzeitig ihre Reichweite und Performance zu steigern", sagte Technik-Vorstand Thomas Schmall.

Mehr Tempo versprach der Konzern auch beim Aufbau von Ladestationen. Bis 2025 will VW gemeinsam mit Partnern rund 18 000 öffentliche Schnellladepunkte in Europa in Betrieb haben. Zusammentun will sich der Konzern unter anderem mit zwei Firmen, die ebenfalls noch am Verbrenner hängen: BP und Aral.

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