Volkswagen:In Wolfsburg steigt die Spannung

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Miteigentümer Wolfgang Porsche mit Ehefrau Claudia Huebner-Porsche.

(Foto: Imago)

Arbeitgeber gegen Arbeitnehmer: Vor der Präsentation der Jahreszahlen gerät Volkswagen mal wieder in Unruhe.

Von Max Hägler, Genf

Jetzt suchen sie in Wolfsburg wieder mal nach passenden Worten. Irritation ist bei den Arbeitnehmervertretern zu hören, von Ärger ist die Rede und natürlich von Verstimmung. "Aber immerhin", hört man, "noch kein Schaum vorm Mund." Das könnte aber kommen. Die teuren Zukunftstechniken und die komplizierten Verhältnisse der Gegenwart lassen die Anspannung bei Volkswagen steigen.

Den Autosalon in Genf nutzen die Mächtigen des Konzerns zur Sezierung von internen Problemen. Es gelte, die schwerfälligen Strukturen aufzubrechen, erklärte Wolfgang Porsche, der Sprecher der Eigentümerfamilien, beim diesjährigen Abendempfang des Autobauers mit seinen zwölf Marken. Im Fokus des Aufsichtsrats war dabei Wolfsburg, die Zentrale. Und vor allem hat Porsche die Betriebsräte rund um den mächtigen Arbeiterführer Bernd Osterloh auf dem Kieker: "Die Arbeitnehmervertreter haben bekanntlich ein großes Netzwerk, wir müssen schauen, wie man das aufbrechen kann", lautete einer der Sätze von Porsche. Volkswagen habe enorme Herausforderungen zu bewältigen, mit der Elektromobilität und Roboterfunktionen etwa, könne insofern kein "Sozialverein" sein. Und das schlage sich etwa in der Frage nieder, ob man künftig alle Lehrlinge übernehmen könne - weil es vielleicht nicht mehr genügend Arbeit gebe.

"Wir haben nicht Probleme wie 1400 Auszubildende nach Tarifvertrag", antwortete nun Osterloh von Norddeutschland aus. Eine verhaltene Reaktion für einen, der schon auch mal Kraftausdrücke verwenden kann. Doch was Osterloh dann aufzählt, zeigt: Es könnte bald mal wieder richtig krachen zwischen der Arbeitgeberseite und den Arbeitnehmern, die stets im Schulterschluss mit dem zweiten Großeigentümer auftreten, dem Land Niedersachsen.

Denn Volkswagen hat mit allerlei Problemen zu kämpfen, die auch bei der Vorstellung der Jahresbilanz in der kommenden Woche diskutiert werden dürften: Von Lieferausfällen wegen nicht zugelassener Wagen spricht Osterloh, von verschobenen Fahrzeugprojekten, vom Abgasskandal, von zu geringen Synergien und zu großer Komplexität. Wie es aus dem Unternehmen heißt, kämpft die Marke VW mit der Einführung des Golf 8, mit der sogenannten Produktaufwertung des Passat, mit dem Anlauf des E-Autos in Zwickau. Dem Vernehmen nach ist die sowieso niedrige Umsatzrendite der Marke VW wieder im Sinkflug, soll sich unter vier Prozent bewegen. "Alles Management-Themen, die nichts mit der Belegschaft zu tun haben", ätzt Osterloh. Die Eigentümer habe das bereits mehrere Milliarden Euro gekostet. Darauf solle sich Porsche fokussieren.

Wobei auch die Betriebsrats-Elite sieht, dass gespart werden muss, dass der "Zukunftspakt" nicht ausreicht, der vor eineinhalb Jahren ausgehandelt wurde und letztlich die Streichung von 7000 Jobs vorsah. Man habe eigentlich gerade über die Weiterung des bis 2020 laufenden Programmes gesprochen, sei bereit gewesen, weitere sozialverträgliche Einschnitte mitzutragen, heißt es aus Arbeitnehmerkreisen. Mehrere tausend weitere Stellen will das Management um Vorstandschef Herbert Diess wohl streichen. Nun werde man bei den Verhandlungen eine Pause machen, heißt es aus Osterlohs Lager.

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