Volkswagen:Harter Gegner in den USA

Volkswagen steuert auf einen kostspieligen Rechtsstreit mit der Kanzlei von US-Staranwalt Michael Hausfeld zu. Die will auch in Europa um verärgerte VW-Kunden werben.

Von Markus Balser, Berlin

Der größte Autobauer Europas steuert auf einen kostspieligen Rechtsstreit mit der Kanzlei von US-Staranwalt Michael Hausfeld zu. Die Volkswagen-Führung ließ nach Informationen der Süddeutschen Zeitung eine bis zum Donnerstag Abend angesetzte Frist für Gespräche zu einer Entschädigung für europäische Kunden verstreichen. VW habe die Chance vertan, eine rasche Einigung mit vielen Kunden außerhalb der Gerichte zu erzielen", sagt der Statthalter der Kanzlei in Deutschland, Christopher Rother.

Damit rückt eine Konfrontation mit der auf Sammelklagen spezialisierten Washingtoner Kanzlei näher. Denn die bereitet im Ringen um eine Entschädigung für europäische VW-Kunden bereits juristische Schritte vor: "Für die Vorbereitung der ersten Klagen werden wir ein halbes Jahr brauchen. Im Oktober oder November könnte es so weit sein", sagte Rother. Die Kanzlei wolle "Schadenersatz direkt bei VW geltend machen". Der Anspruch der Kunden könne je Fahrzeug "bei fünf bis zehn Prozent des Kaufpreises liegen".

Für den Konzern geht es um eine milliardenschwere Entschädigung

Es geht um eine Drohung mit großer Wucht. Die Kanzlei Hausfeld vertritt nach eigenen Angaben hochkarätige Mandanten auf verschiedenen Gebieten. Dazu gehören etwa Betreiber von VW-Flotten, die teilweise Tausende von betroffenen Fahrzeugen im Bestand haben oder hatten. Zudem repräsentiert die Kanzlei nach eigenen Angaben Tausende private VW-Besitzer. Sie will in den kommenden Wochen eine Registrierungskampagne im Internet starten, um in Europa weitere Mandanten im großen Stil zu gewinnen. Denn bislang ist VW nur in den USA bereit, Kunden eine Entschädigung von 1000 Dollar zu zahlen. Deutsche Kunden sollen hingegen leer ausgehen. In einem neuen Schreiben an VW-Chef Matthias Müller legt die Kanzlei nun noch mal nach: "Wir bedauern zutiefst, dass Sie sich entschieden haben, ... die Diskussion nicht mit uns zu führen", schreiben Hausfeld und Rother.

Die Kanzlei forciert ihre Bemühungen und hat bei VW weitere Angaben angefordert und Akteneinsicht in die Unterlagen bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) beantragt. Für VW aber auch für die deutsche Justiz könnten die Aktivitäten unangenehm werden. Unter Konzernen gilt der Washingtoner Anwalt Hausfeld als ausgesprochen harter Gegner. Er hat sich auf Sammelklagen spezialisiert und sowohl die Zwangsarbeiter der Nazizeit, die Opfer einer Ölpest und Kläger gegen die Zigarettenindustrie vertreten und jeweils Milliardensummen für die Klienten erstritten.

Kommt die Kanzlei durch, geht es für den Konzern um eine milliardenschwere Entschädigung. Der Justiz drohen dann Tausende Einzelklagen vor Gericht, denn Sammelklagen wie in den USA gibt es hier zu Lande nicht. Die Kanzlei hofft im Rahmen der VW-Affäre auf ein Umdenken. "Der Rechtsstaat wird mit der Affäre an seine Grenzen gebracht", sagt Rother. "Was wäre bei den Gerichten los, wenn alle gut zwei Millionen betroffenen deutschen Kunden einzeln klagen würden? Aus unserer Sicht würde die Möglichkeit für eine Sammelklage auch die Justiz entlasten."

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