Volkswagen:Erster VW-Ingenieur legt Geständnis im Abgasskandal ab

Volkswagen: Das Logo des VW-Konzerns im Oktober 2015, kurz nach Bekanntwerden des Abgasskandals.

Das Logo des VW-Konzerns im Oktober 2015, kurz nach Bekanntwerden des Abgasskandals.

(Foto: AP)

Das Strafverfahren gegen den Mann ist die erste ernsthafte Konsequenz der US-Ermittlungen auf strafrechtlicher Ebene. Die Abgasaffäre erreicht damit eine neue Dimension.

Von Claus Hulverscheidt

In den USA hat sich erstmals ein langjähriger Mitarbeiter des VW-Konzerns schuldig bekannt, direkt an den Abgasmanipulationen bei Diesel-Pkw beteiligt gewesen zu sein. Nach US-Medienberichten reichte der Ingenieur James L. eine entsprechende Erklärung bei einem Gericht in Detroit ein, in der er auch einräumt, die Behörden bewusst hinters Licht geführt zu haben. Er kündigte zudem an, mit den Ermittlern des Justizministeriums zusammenzuarbeiten. Wird er schuldig gesprochen, droht im eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.

Mit dem Schuldbekenntnis und der Einleitung des ersten Strafverfahrens erreicht der Abgasskandal für Volkswagen eine neue Dimension. Alle bisherigen gerichtlichen Vereinbarungen waren zivilrechtlicher Natur gewesen und drehten sich allein um die Verantwortung des Unternehmens - darunter auch der bis zu 15 Milliarden Dollar teure Vergleich, den VW mit den Käufern seiner Zwei-Liter-Modelle in den USA vereinbart hatte.

Erstmals wird konkrete Person strafrechtlich zur Verantwortung gezogen

Mit dem geständigen Ingenieur ziehen die Behörden nun erstmals eine konkrete Personen auch strafrechtlich zur Verantwortung. In dem anstehenden Verfahren dürfte es neben der persönlichen Verantwortung des langjährigen VW-Angestellten auch um die Frage gehen, welche Vorgesetzten bis hinauf zum ehemaligen Konzernchef Martin Winterkorn von den Abgastricksereien wussten oder ob der Einbau der Betrugssoftware in die Abgassteuerungsanlage gar von oben angeordnet war. Die VW-Führung hat sich bisher darauf zurückgezogen, dass eine kleine Gruppe von Ingenieuren die Tricksereien ausgetüftelt und umgesetzt hat. Die Manager selber wollen von den Vorgängen nichts gewusst haben.

L.s Name war bereits in früheren Dokumenten aufgetaucht. Der Mann, der in Wolfsburg und in den USA für VW arbeitete, soll die Software mitentwickelt haben, die dafür sorgte, dass die Pkw auf dem Prüfstand weniger Co₂ ausstoßen als auf der Straße.

VW hatte im September 2015 nach Vorwürfen der US-Umweltbehörden eingeräumt, in großem Stil bei Emissionstests getrickst zu haben. Betroffen sind Hunderttausende Dieselwagen, die mit einer Manipulations-Software ausgestattet wurden. Mit Hunderten US-Zivilklägern hat sich der Konzern bei den meisten Fahrzeugen bereits auf einen Vergleich über bis zu 15,3 Milliarden Dollar geeinigt.

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