Autokonzern:Bei Volkswagen trägt man nun T-Shirt

Autokonzern: Der neue VW-Chef Oliver Blume bekam bei seinem ersten internen Auftritt gleich Standing Ovations von seinen Führungskräften.

Der neue VW-Chef Oliver Blume bekam bei seinem ersten internen Auftritt gleich Standing Ovations von seinen Führungskräften.

(Foto: Porsche)

Oliver Blume hat bei seinem ersten Auftritt als Vorstandschef nicht auf alle Fragen eine Antwort. Aber er gibt einen neuen Stil vor.

Von Max Hägler

Wie geht's denn nun weiter im Volkswagen-Konzern, nach dem Abtritt des Herbert Diess? Der Ort, um das zu verhandeln, passte: Im Convent do Beato António zu Lissabon waren in den vergangenen Tagen die wichtigsten, oder zumindest bestbezahlten, VW-Managerinnen und Manager zusammengekommen. Ein ehemaliges Kloster um miteinander in Klausur zu gehen, keine schlechte Idee für dieses Unternehmen, das immerzu so sehr mit sich selbst beschäftigt ist und weniger mit der Konkurrenz. Der neue Chef, Oliver Blume, setzte gleich zu Beginn einen neuen Ton. Nicht nur viel "wir" kam von ihm, das war erwartet worden, dafür ist der gebürtige Braunschweiger an die Spitze geholt worden. Sondern er sagte dann auch etwas, was sie nicht so sehr kennen in Europas größtem Industriekonzern: "No one is bigger than the brands", keiner ist größer als die Marken. Kein Personenkult also, wie ihn etwa Herbert Diess pflegte oder dereinst auch Martin Winterkorn.

Stattdessen eben: Mehr Audi, VW, Porsche, Seat, Skoda, Lamborghini und all die anderen Marken. Der Hauptkonflikt dort gerade: Wer bekommt zuerst die neue Software, mit der Autos ein bisschen von selbst fahren können? Es gab Gerede in den vergangenen Tagen, dass die eigenen Programmierer zurückgestuft werden könnten, dass Continental wieder maßgebender wird bei der IT, das wäre ein gravierender Umschwung zum bisherigen Plan, alles alleine zu programmieren mittels der VW-Tochter Cariad. Blume antwortete dazu seinen Kollegen in einer Fragerunde am Freitag: Lasst mich bitte erstmal mit den Cariad-Kollegen und den Entwicklungschefs der Marken reden, dann entscheiden wir.

Auch die Haltung zu einem anderen schwierigen Thema - einem politischen - ist noch offen: Wie hält es Volkswagen künftig mit China, und im Speziellen mit dem Werk in der Provinz Xinjinag? Das UN-Menschenrechtsbüro sieht in der willkürlichen Verhaftung von Angehörigen der uigurischen Minderheit dort Anhaltspunkte für "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Man sei "sehr besorgt" angesichts des Berichts heißt es in einer Reaktion von Volkswagen, aber man habe keine Hinweise, dass es im VW-Werk Rechtsverstöße gebe. Ob sich Volkswagen dennoch zurückzieht aus dieser Region? Was bedeutet "Wir" in Menschenrechtsfragen, das muss Oliver Blume bald beantworten.

Bereits entschieden hat er indes gemeinsam mit dem VW-Aufsichtsrat die Verkleinerung des Vorstands auf neun Personen: Vertriebschefin Hildegard Wortmann und Beschaffungschef Murat Aksel, zwei Vertraute seines Vorgängers Herbert Diess, sind eine Ebene nach unten gestuft worden. Ein Grund für Unruhe eigentlich, wie auch das China-Thema, aber Blume platzierte derart viel Wohlgefühl bei dieser Global Top Management Conference, "GTMC", dass am Freitagmittag ungewöhnliches geschah in Lissabon: Der neue VW-Chef bekam Augenzeugen zufolge Standing Ovations von den etwa 300 Führungsleuten. Die haben sich übrigens, so heißt es, auch bei der Klamotten-Wahl bereits vom neuen Stil mitreißen lassen: am Freitag trugen so ziemlich alle T-Shirt. So wie Blume am Vorabend.

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