Volksrepublik:Was Chinas Schwäche für die Welt bedeutet

Honk Kong port volume slips amid competition from mainland China

Um rund ein Viertel brachen die Exporte zuletzt ein - der stärkste Rückgang seit 2009

(Foto: dpa)
  • Chinas Exporte brechen um ein Viertel ein. Auch Chinas Nachfrage nach Rohstoffen geht zurück.
  • Das Land will weniger von der Industrie abhängig sein und setzt zunehmend auf Dienstleistungen.
  • Die Entwicklung könnte auch Arbeitsplätze in Deutschland gefährden.

Von Jan Schmidbauer und Jakob Schulz

Die chinesische Führung wollte vor allem Stärke demonstrieren. Wirtschaftliche Stärke. Eine harte Landung der Wirtschaft sei "absolut ausgeschlossen", sagte der Vorsitzende der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission. Und auch Ministerpräsident Li Keqiang gab sich auf der Tagung des Nationalen Volkskongresses zuletzt gelassen. China habe "enormes Potenzial und genug Raum für Wachstum".

Die Pekinger Regierung wollte aber nicht nur ihre wirtschaftliche Stärke demonstrieren, sondern auch das eigene Volk und Beobachter auf der ganzen Welt beruhigen. Angekündigt wurde ein Strategiewechsel. China solle nicht länger die Werkbank der Welt sein, sondern künftig durch innovative Unternehmen und einen starken Dienstleistungssektor wachsen.

Die Handelspartner Chinas in aller Welt blicken zunehmend besorgt auf die schwachen Wirtschaftsdaten der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Besonders drastisch zeigt sich die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft bei den Exporten. Im Februar brachen die chinesischen Ausfuhren um ein Viertel ein. Es ist der stärkste Rückgang seit dem Jahr 2009.

Angst vor dem China-Abschwung

In vielen Ländern geht nun die Angst um, dass Chinas Wirtschaft weiter schwächelt und die Weltwirtschaft bremst. Tatsächlich hat sich das Wachstum des Landes stark verlangsamt. Zwar steckte sich die Regierung zuletzt ein Wachstumsziel von mindestens 6,5 Prozent. Doch von den einst zweistelligen Zuwachsraten ist China weit entfernt.

China leidet unter neuer Konkurrenz bei den Exporten. Weil die Löhne durch das jahrelang starke Wachstum immer weiter gestiegen sind, schmelzen auch die Vorteile Chinas bei den Produktionskosten dahin. Zudem kämpft das Land mit hohen Schulden und Überkapazitäten in wichtigen Industriezweigen wie Stahl, Zement und Kohle. Erst kürzlich hatte die Regierung angekündigt, in der Kohle- und Stahlindustrie 1,8 Millionen Beschäftigte zu entlassen.

Rohstoff-Exporteure leiden - und bald vielleicht auch Deutschland

Doch nicht nur bei den Ausfuhren steht es schlecht um China. Staaten wie Brasilien - selbst wegen schwacher Konjunktur unter Druck - leiden darunter, dass die Chinesen weniger Rohstoffe nachfragen. Die Südamerikaner hatten riesige Mengen Rohstoffe wie etwa Eisenerz nach China verkauft. Doch die chinesische Nachfrage nach Rohstoffen hat nachgelassen. Die Rohstoffpreise und damit auch die Einnahmen Brasiliens sind drastisch gesunken.

Auch der zuletzt deutlich gesunkene Ölpreis hat zumindest teilweise seine Ursachen in der wirtschaftlichen Schwäche Chinas. Das Land ist weltweit einer der größten Öl-Importeure. Eine geringere Nachfrage Chinas macht sich auf den Märkten daher besonders bemerkbar. Die niedrigere Nachfrage fällt zusammen mit einem großen Überangebot. Die USA sind dank Fracking wieder zu einem der großen Ölförderer der Welt geworden. Zugleich überfluten Länder wie Saudi-Arabien die Märkte mit Öl. Die Rückkehr Irans als Öl-Exporteur nach dem Ende der Sanktionen verschlimmert das Überangebot. Die Mini-Ölpreise haben zuletzt deutliche Lücken in die Haushalte von Ländern wie Russland, Saudi-Arabien oder Venezuela gerissen.

Deutschlands Autobauer in Sorge

Chinas Schwäche bleibt auch für Länder wie Deutschland nicht folgenlos. Jahrelang profitierten Industrieunternehmen und Mittelständler von der großen Nachfrage etwa nach Maschinen made in Germany. Innerhalb von 15 Jahren verfünffachten sich die deutschen Exporte nach China. Darauf ist nun kein Verlass mehr. Wenn Chinas Importe weiter einbrechen, dürften die Zeiten für viele deutsche Unternehmen magerer werden. Nicht auszuschließen, dass dann auch in der schwäbischen Provinz, weit weg von China, Arbeitsplätze in Gefahr sind.

Den deutschen Autoherstellern bereitet die Situation ebenfalls Sorgen. Für Daimler, BMW oder Audi war Chinas Stärke lange Zeit ein Segen. Durch den wachsenden Wohlstand in China boomte die Nachfrage nach deutschen Premium-Fahrzeugen. China wurde für die Autobauer zu einem der wichtigsten Absatzmärkte mit stetig steigenden Zulassungszahlen. Das hat nun ein Ende. Im Februar, das zeigen aktuelle Zahlen, kauften die Chinesen deutlich weniger Autos.

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