Süddeutsche Zeitung

Volksbanken:Härtere Zeiten

Noch geht es den Genossenschaftsbanken in Deutschland gut. Aber die Zeiten werden härter. Der Verband erwartet weitere Fusionen. Kleinere Filialen rechnen sich nicht mehr, sodass das Filialnetz ausgedünnt werden muss.

Die Genossenschaftsbanken in Deutschland stellen sich nach einem Rekordergebnis im vergangenen Jahr auf stärkeren Gegenwind ein. Den Vorsteuergewinn von 10,7 Milliarden Euro werde die Finanzgruppe 2015 und in den darauffolgenden Jahren wegen niedriger Zinsen und höherer Anforderungen der Aufsichtsbehörden wohl nicht mehr erreichen, sagte Uwe Fröhlich, Präsident des Bankenverbandes BVR, in Frankfurt. "Ein Normalergebnis für unsere Gruppe, bei dem ich nicht traurig wäre, liegt irgendwo zwischen sieben und acht Milliarden vor Steuern."

Angesichts der Herausforderungen müssten die 1047 Genossenschaftsbanken Kosten senken und ihr Filialnetz ausdünnen, mahnte Fröhlich. "Ich erwarten, dass wir über die kommenden Jahre sicherlich ein Reduktion von 10 bis 20 Prozent der Bankstellen erleben werden." Besonders einige kleine Filialen ließen sich heute nicht mehr rentabel betreiben. Zudem rechnet Fröhlich im laufenden Jahr mit 30 bis 40 Fusionen genossenschaftlicher Banken. "Auch in unserer Organisation gibt es einen Trend zu größeren Einheiten."

Zur genossenschaftlichen Finanzgruppe gehören neben den Volks- und Raiffeisenbanken unter anderem die Spitzeninstitute DZ Bank und WGZ Bank, die MünchenerHyp sowie die Sparda und PSD Banken. Die Institute mussten im vergangenen Jahr deutlich weniger Geld für ausfallgefährdete Kredite zur Seite legen und lösten teilweise ihre Risikovorsorge auf. Zudem vergaben sie mehr Kredite und verkauften mehr Wertpapiere und Fonds.

Unter dem Strich kletterte der Gewinn der Genossen im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Die konsolidierte Bilanzsumme der Gruppe, die mehr als 190 000 Mitarbeiter beschäftigt, kletterte um fünf Prozent auf 1,1 Billionen Euro. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank kam Ende vergangenen Jahres auf eine Bilanzsumme von 1,7 Billionen Euro und fuhr damit einen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro ein. Gemeinsam wollen private, genossenschaftliche und öffentlich-rechtliche Banken in Deutschland demnächst den Online-Bezahldienst Paydirekt in Betrieb nehmen, der dem US-amerikansiche Konzern Paypal Kunden abspenstig machen soll. Paydirekt werde im November an den Start gehen, kündigte BVR-Vorstand Andreas Martin an. Das Angebot lasse sich direkt mit den Girokonten der Kunden verbinden.

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Quelle:
SZ vom 16.07.2015 / Reuters
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