Süddeutsche Zeitung

Vodafone:TV-Kabelfirmen legen zusammen

Nach der Übernahme von Unitymedia verkauft Vodafone nun Tarife der Kabelfirma. Vielen Kunden dürften bald Angebote ins Haus flattern.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Sechs Wochen, nachdem die EU-Kommission die Übernahme von Unitymedia durch Vodafone genehmigt hat, legen der Kabelnetzbetreiber und der Telekommunikationskonzern ihre Geschäfte in Deutschland zusammen. Kunden erhielten "ab sofort Produkte aus beiden Welten", teilt Vodafone mit. Demnach können die gut sieben Millionen Kabelnutzer von Unitymedia fortan Handytarife von Vodafone auf ihre Verträge aufsatteln. Dafür wirbt der Konzern mit Sonderangeboten und sogenannten Willkommensschreiben. Im Gegenzug könnten Kunden in den Filialen von Vodafone - in Gegenden mit entsprechendem Kabelanschluss - nun auch Fernsehen und Festnetztarife von Unitymedia buchen.

Unitymedia betreibt die TV-Kabelnetze in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen. Wer dort bislang mit einem Festnetztarif von Vodafone surft und telefoniert, könne - einen entsprechenden Hausanschluss vorausgesetzt - in das Kabelnetz von Unitymedia wechseln.

Das Ziel von Vodafone sei, immer mehr Kunden vom Festnetzstandard DSL in das Kabelnetz zu überführen, so Deutschlandchef Hannes Ametsreiter. Bislang mietet Vodafone vielerorts Festnetzanschlüsse der Deutschen Telekom an und zahle dafür "jedes Jahr mehr als 500 Millionen Euro", sagte Ametsreiter der Rheinischen Post.

Vodafone hat Unitymedia im August übernommen. Der britische Konzern zahlte gut 18 Milliarden Euro für den Kabelnetzbetreiber sowie drei weitere Tochterfirmen des Konzerns Liberty Global in Osteuropa. Es ist der größte Zusammenschluss, den die hiesige Telekommunikationsbranche seit Jahren gesehen hat. Vodafone kann der Telekom nun in allen Bundesländern mit einem eigenen Festnetz Konkurrenz machen. Der Konzern erhofft sich von der Übernahme mittelfristig Synergien von etwa 425 Millionen Euro pro Jahr.

Vodafone will die Kabelanschlüsse in den nächsten Jahren für Downloadgeschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde aufrüsten. Damit wäre das Internet in der Spitze viermal schneller als die meisten Anschlüsse der Telekom.

Parallel arbeitet Vodafone daran, den Mobilfunkstandard 5G in Deutschland auszubauen. Das Unternehmen betreibt nach eigenen Angaben mittlerweile "mehr als 50 5G-Stationen" bundesweit. Kunden der sogenannten "Red"- und "Young"-Tarife könnten die neue Funktechnik "ab sofort ohne Aufpreis" nutzen, kündigt Vodafone an. Allerdings kommen die ersten Smartphones, die für 5G geeignet sind, gerade erst auf den Markt.

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Quelle:
SZ vom 03.09.2019
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