Die neuen Regeln für Kabelanschlüsse in deutschen Mietwohnungen machen Vodafone weiter zu schaffen. In diesem wichtigen Markt seien die Serviceumsätze im abgelaufenen Quartal um gut sechs Prozent gesunken, teilte der britische Mobilfunker und Kabelnetzbetreiber am Dienstag mit. Zum Auftakt des Geschäftsjahres 2024/2025 waren die Deutschland-Erlöse lediglich um 1,5 Prozent geschrumpft.
In Deutschland, wo im Frühjahr Marcel de Groot die Führung übernommen hatte, ist zum 1. Juli 2024 das sogenannte Nebenkostenprivileg beim Kabelfernsehen weggefallen. Mieter können seither ihren Kabelanbieter frei wählen und sind nicht mehr an Rahmenverträge ihrer Vermieter gebunden. Dadurch hat Vodafone Deutschland gut die Hälfte ihrer einst 8,5 Millionen Kunden in Mietwohnungen verloren. Schätzungen zufolge wird Vodafone nur einen Teil davon zurückgewinnen können, weil Verbraucher entweder zu anderen Kabelnetzbetreibern wechseln oder Filme und Serien nur noch bei Streaming- und Internet-TV-Anbietern anschauen.
Vodafone-Finanzchef Luka Mucic zufolge ist das weggefallene Kabelgeschäft für 3,8 Prozentpunkte des Umsatzrückgangs verantwortlich. Für das laufende Quartal rechne er mit einer Belastung in ähnlicher Größenordnung, bevor der Effekt allmählich abflaue. Daneben mache seinem Unternehmen der verschärfte Konkurrenzkampf um Firmenkunden zu schaffen, so Mucic, der früher die Finanzen von SAP verantwortete. Vodafone-Aktien fielen an der Londoner Börse um bis zu 6,5 Prozent auf ein Drei-Monats-Tief von 68,24 Pence. Damit steuerten sie auf den größten Tagesverlust seit eineinhalb Jahren zu.
Vodafone-Chefin Margherita Della Valle betonte jedoch, dass unter anderem mit dem jüngsten Führungswechsel die Grundlagen für eine Rückkehr zum Wachstum gelegt seien. „Ein Wandel dieses Ausmaßes braucht Zeit, aber der Weg geht eindeutig in die richtige Richtung.“
Wachstum außerhalb Deutschlands
In anderen Regionen laufe es für Vodafone besser, so Konzernchefin Della Valle. Vor allem das Wachstum in der Türkei, Afrika und im Rest Europas habe die Schwäche in Deutschland ausgeglichen. Daher sei das Ergebnis des ersten Halbjahres 2024/2025 im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Der Umsatz stieg um 4,8 Prozent auf 15,1 Milliarden Euro und der bereinigte operative Gewinn um 3,8 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Auf dieser Basis bekräftigte Della Valle ihr Gesamtjahresziel eines Betriebsergebnisses von etwa elf Milliarden Euro. Der Free Cash Flow, der als Gradmesser für die Dividendenhöhe gilt, werde bei mindestens 2,4 Milliarden Euro liegen.
Bezüglich der geplanten Fusion des britischen Geschäfts mit Three UK, der Tochter von CK Hutchison, erwartet Vodafone eine baldige Genehmigung durch die britische Kartellbehörde. Die beiden Unternehmen hatten hierfür Preisgarantien angeboten, die von der Competition and Markets Authority (CMA) positiv aufgenommen wurden. Diese Fusion ist Teil des Sanierungsprogramms von Della Valle. Sie hat dabei unter anderem die Töchter in Italien und Spanien verkauft.
