Vertrauliches Papier im Verkehrsministerium:Ramsauer rechnet Pkw-Maut durch

"Es gibt keine Denkverbote": Verkehrsminister Ramsauer bestreitet zwar, dass es konkrete Pläne für die Einführung einer Pkw-Maut gebe. Doch er räumt Gedankenspiele ein, die die Einträglichkeit einer neuen elektronischen Vignette beziffern.

Trotz aller Dementis lässt Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nach Informationen der Bild-Zeitung eine Pkw-Maut prüfen.

Bauindustrie fordert Pkw-Maut

Hinweisschild für die Mautpflicht für den Warnowtunnel in Rostock: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer prüft eine Pkw-Maut für alle deutschen Autobahnen.

(Foto: dapd)

Ramsauer habe mehrere Modelle für eine elektronische Pkw-Vignette durchrechnen lassen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf ein ihr vorliegendes vertrauliches Papier aus dem Bundesverkehrsministerium unter der Überschrift "Verschiedene Szenarien für eine e-Vignette auf Bundesautobahnen und Bundesfernstraßen".

In der extremen Variante gehen die Berechnungen der Fachbeamten davon aus, dass die Kfz-Steuer, wie von Maut-Befürwortern gefordert, abgeschafft wird. Bei dieser Annahme müssten die Autofahrer jährlich 365 Euro Pkw-Maut zahlen, berichtet die Zeitung.

Ramsauer bestätigte dem Blatt: "In meinem Hause gibt es keine Denkverbote. Wo kämen wir denn hin, wenn wir den Fachleuten untersagen, sich mit allen Aspekten der Infrastrukturfinanzierung auseinanderzusetzen."

Nach den Angaben der Zeitung unterstellt das Papier insgesamt vier denkbare Szenarien für Pkw und Lkw bis zwölf Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. Variante I: Einführung einer elektronischen Vignette zu einem Jahrestarif von 80 Euro (30/10 Euro - zwei Monate/zehn Tage). Das würde Gesamteinnahmen in Höhe 3,41 Milliarden Euro bedeuten.

Reduzierter Tarif für Wenigfahrer

Die zweite Variante sei eine elektronische Vignette für 100 Euro pro Jahr. Wer wenig fährt oder als Ausländer im Transit durch Deutschland reist, kann bei diesem Beispiel eine Vignette für zwei Monate (30 Euro) oder zehn Tage (10 Euro) lösen. Gesamteinnahmen würden mit 4,17 Milliarden Euro veranschlagt.

Bei der dritten Variante solle die Vignette 155 Euro kosten. Bei diesem Beispiel wären 50 Euro für zwei Monate und 17 Euro für zehn Tage zu zahlen. Diese Staffelung würde den Berechnungen des Bundesverkehrsministeriums zufolge ausreichen, "um den Finanzbedarf von elf Milliarden Euro zu decken".

Die vierte Variante gehe davon aus, dass die Kfz-Steuer abgeschafft wird. Dazu heißt es in dem Papier: "Sollte zusätzlich die Kfz-Steuer von neun Milliarden Euro ausgeglichen werden, müsste die Vignette 15,5 Milliarden Euro erzielen. Hierzu müsste die Preisstaffelung in etwa wie folgt aussehen: 365 Euro, 125 Euro, 45 Euro." Nach dem Bericht der Zeitung wird in allen Rechenmodellen unterstellt, dass auch Motorradfahrer Maut zahlen - und zwar 30 Euro pro Jahr oder 10 Euro für zwei Monate.

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