Die Nachricht kam für viele überraschend, selbst in der Führungsebene des Autobauers Daimler: Nur für drei weitere Jahre hatte der Aufsichtsrat den Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche am Donnerstagnachmittag verpflichtet. "Sehr enttäuschend, da bleibt ein Makel", kommentieren das nun manche Manager bei einem der wichtigsten und größten deutschen Konzerne. Vor allem deshalb, weil Aufsichtsratschef Manfred Bischoff nur wenige Wochen zuvor eine Verlängerung um fünf Jahre hatte durchblicken lassen.
Was war passiert? Die offizielle Erklärung im Konzern: Angesichts von Zetsches Alter, er wird im Mai 60 Jahre alt, sei es ein Zeichen guter Unternehmenskultur, keine langen Vertragsverlängerungen abzuschließen. Dass dies dem Aufsichtsrat erst unmittelbar vor seiner Sitzung eingefallen ist, verwundert. Auch deswegen erscheint plausibel, was trotz der einstimmigen Aufsichtsratsentscheidung mittlerweile aus Gewerkschaftskreisen kolportiert wird: Die Arbeitnehmervertreter hätten ihre eigentlich einigermaßen wohlmeinende Haltung zu Zetsche in den vergangenen Wochen verloren. "Sprachlosigkeit" herrsche im Konzern, und zwar nach SZ-Informationen gerade zwischen dem Topmanagement und der folgenden Führungsebene.
Beispielsweise bei der Frage, wie die gewünschten zwei Milliarden Euro beim Sparprogramm "Fit for Leadership" erzielt werden sollen. Dazu passt, dass nach Angaben des Spiegels Konzernbetriebsratschef Erich Klemm Anfang Januar bei Bischoff vorstellig geworden sein soll und angekündigte habe, die zehn Arbeitnehmervertreter würden geschlossen gegen eine Vertragsverlängerung Zetsches stimmen.
Eine Kampfansage wollte keiner riskieren
Der eher humorig erscheinende Mann mit dem Schnurrbart, von der Marketingabteilung Dr. Z getauft, führe nach innen den Konzern allzu herrisch und könne nicht mit abweichenden Meinungen umgehen. Aufsichtsratschef Bischoff hätte zwar aufgrund seiner doppelten Stimme die Möglichkeit gehabt, Zetsche gemeinsam mit den zehn Vertretern der Kapitalseite durchzudrücken. Dies wäre eine Kampfansage gewesen, die wohl keiner riskieren wollte.
Also ist nach SZ-Informationen ein Pakt ausgehandelt worden: Nur drei Jahre mehr für Zetsche und dazu ein Wechsel des bei Arbeitnehmern ungeliebten Auto-Produktionsvorstands und möglichen Zetsche-Nachfolgers Wolfgang Bernhard zur Lastwagen-Sparte. "Damit ist ein Neuanfang absehbar", freuen sich Arbeitnehmer.
Der Konzern dementiert nicht, will das aber auch nicht weiter kommentieren. "Es ist alles gesagt: Die Entscheidung ist einstimmig gefallen." Von Arbeitgeberseite heißt es noch: Das Nachtarocken sei nur Werbung für die Delegiertenwahlen zum Konzernaufsichtsrat im März - es sei gut möglich, dass Zetsche um noch weitere zwei Jahre verpflichtet werde, denn er mache eine hervorragende Arbeit.