Süddeutsche Zeitung

Verteidigung:Großes Plus für Rüstungskonzerne

Die Aktien von Rheinmetall, Hensoldt und Thyssenkrupp schnellten am Montag in die Höhe.

Die Ankündigung der Bundesregierung, nach jahrelanger Zurückhaltung die Militärausgaben massiv zu erhöhen, haben die Aktien deutscher Rüstungsunternehmen am Montag in die Höhe schießen lassen. Deutschland wird 100 Milliarden Euro in ein Sondervermögen zur Modernisierung der Bundeswehr einstellen, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am Sonntag. Ab 2024 werde Deutschland jährlich zudem mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung ausgeben. Damit würden NATO-Verpflichtungen eingehalten, die von vorherigen Bundesregierungen immer wieder verfehlt wurden.

Der Schritt gab dem Verteidigungssektor am Montag kräftigen Auftrieb. Die Aktien von Rheinmetall schnellten in der Spitze um 50 Prozent auf 160 Euro nach oben. Für die Aktien des Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt ging es um knapp 85 auf 27,35 Euro hoch. Thyssenkrupp-Papiere waren ebenfalls gefragt mit einem Plus von gut neun Prozent. An der Londoner Börse legten BAE Systems um knapp 14 Prozent zu. In Paris verteuerten sich Thales um 13 Prozent.

Angesichts der geplanten zusätzlichen Ausgaben könnte Deutschland mit geschätzten 33,5 Milliarden Euro pro Jahrviermal so viel in die Ausrüstung der Bundeswehr stecken als bisher, rechnen die Analysten vom Investmenthaus Stifel vor. Da Rheinmetall der größte Lieferant der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr sei, dürften sich die Düsseldorfer einen bedeutenden Anteil der Summe sichern können.

Deutschland hat über Jahre hinweg Forderungen nach einer Erhöhung der Verteidigungsausgaben zurückgewiesen, was dazu geführt hatte, dass die Streitkräfte auf breiter Front mit der Aufrechterhaltung von Schlüsselkompetenzen zu kämpfen hatten. Bedeutende Teile der Verteidigungsausrüstung, darunter Kampfflugzeuge, Panzer und U-Boote, sind aufgrund von Reparaturen und Problemen bei der Ersatzteilbeschaffung nicht einsatzfähig.

Die Rüstungsunternehmen könnten darüber hinaus auch von einer möglichen Änderung der deutschen Exportbestimmungen profitieren. Am Samstag stimmte Deutschland zusammen mit anderen Ländern der Lieferung von Rüstungsgütern in die Ukraine zu und brach damit mit der traditionellen Regel, keine deutschen Waffen in Konfliktgebiete zu liefern. Es sei ihm wichtig, sagte Kanzler Olaf Scholz, "dass wir die nächste Generation von Kampfflugzeugen und Panzern gemeinsam mit europäischen Partnern - und insbesondere Frankreich - hier in Europa bauen." Diese Projekte müssten demnach oberste Priorität haben. Die Verträge für das so genannte Eurodrone-Projekt, eine Kooperation zwischen Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, seien in der vergangenen Woche bereits unterzeichnet worden, sagte der deutsche Kanzler.

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Quelle:
SZ vom 01.03.2022 / Bloomberg
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