Versorger:Fusion geplatzt

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RWE hat Innogy 2016 an die Börse gebracht. Für Aktionäre ist die Abspaltung bislang ein Erfolg, trotz Problemen in Großbritannien. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Innogy wird das verlustreiche Groß­britannien-Geschäft nicht los. Es drohen niedrigere Dividenden.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Aktionäre des Versorgers Innogy müssen sich auf eine niedrigere Dividende im nächsten Jahr einstellen. Man werde 2018 etwa 100 Millionen Euro weniger Gewinn erwirtschaften als ursprünglich prognostiziert, teilt das M-Dax-Unternehmen mit. Wenn Innogy die bisherige Ausschüttungsquote beibehält, wäre eine Dividende von 1,60 Euro je Aktie wie in diesem Jahr demnach "nicht darstellbar".

Anlass der Ankündigung ist, dass der Versorger sein verlustreiches Geschäft in Großbritannien vorerst doch nicht abspalten wird. Ein Jahr lang haben Innogy und der britische Konkurrent SSE darüber verhandelt, ihr Strom- und Gasgeschäft auf der Insel zusammenzulegen. Jetzt ist die Fusion geplatzt, weil sich die Partner nicht auf die Finanzierung ihres Unternehmens verständigt haben. "Leider konnten wir keine Einigung erzielen, die für beide Seiten akzeptabel war", sagt Innogy-Vertriebschef Martin Herrmann. Man prüfe nun Alternativen für das britische Geschäft.

Die Probleme in Großbritannien sind ein Rückschlag in der kurzen, aber wechselvollen Geschichte von Innogy. Der Mutterkonzern RWE hat sein Geschäft mit Strom- und Gaskunden, Netzen und Ökostrom im Jahr 2016 in die eigenständige Firma ausgelagert und teilweise an die Börse gebracht. Viele Investoren hatten Interesse, Innogy startete zu 36 Euro je Anteilsschein. Doch musste die junge Firma vor einem Jahr schon einmal ihre Gewinnprognose senken, auch wegen der Verluste in Großbritannien. Damals brach die Innogy-Aktie um knapp 20 Prozent ein, Vorstandschef Peter Terium musste gehen, in Essen kursierten Übernahmegerüchte.

Tatsächlich hat RWE Anfang dieses Jahres - hinter dem Rücken des Innogy-Vorstands - die Zerschlagung der Tochterfirma ausgehandelt: Der Rivale Eon wird das Netz- und Vertriebsgeschäft übernehmen; im Gegenzug gehen die Ökostromkraftwerke von Innogy und Eon an den RWE-Konzern, der zum reinen Erzeuger wird. Ob dieses milliardenschweren Tauschs ist der Innogy-Kurs wieder gestiegen, auf zuletzt gut 41 Euro. Für Aktionäre ist die Abspaltung der RWE-Tochter mithin ein Erfolg, trotz der Probleme in Großbritannien.

Die Versorger auf der Insel stehen in scharfen Wettbewerb; der Staat reguliert den Energiemarkt stark. Innogy musste den Wert der Tochter Npower, die gut 2,6 Millionen Stromkunden zählt, um knapp eine halbe Milliarde Euro nach unten korrigieren. Sollte die Firma keine andere Lösung finden, würde das Vertriebsgeschäft in Großbritannien 2019 an Eon übergehen. Die Eon-Aktien verloren am Montag zeitweise drei Prozent, Innogy-Titel ebenso. Während Eon-Papiere seit Jahresanfang stark schwanken, gehören Innogy-Aktien mit plus 23 Prozent seit Januar zu den wenigen größeren Gewinnern im Aktienjahr.

© SZ vom 18.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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