Verbraucherschützer kritisieren immer öfter Online-Vergleichsportale. Die Vergleiche seien häufig nicht objektiv und umfassend, glaubt der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) und ließ fünf Portale im Finanzbereich vom Institut für Finanzdienstleistungen untersuchen: Check 24, Verivox, Toptarif, Financescout 24 und Biallo. Es fehlt meistens der klare Hinweis, dass Portale Provisionen von Anbietern kassieren, moniert der VZBV: "Die Studie zeigt, dass alle untersuchten Portale den Eindruck vermitteln, explizit Verbraucherinteressen zu bedienen." Aber sie zeigten viele Angebote gar nicht an, wenn sie keine Provisionsvereinbarungen haben.
Dorothea Mohn vom VZBV verlangt deshalb ein Verbot der Finanzierung durch Provisionen, wenn sich Portalanbieter objektiv und unabhängig nennen wollen. "Können sie das nicht, müssen sie sich deutlich als Vermittler von Finanzprodukten zu erkennen geben." Offenbar treibt den VZBV die Sorge um, dass kommerzielle Anbieter das Label Verbraucherschutz benutzen - und damit den Verbraucherzentralen das Wasser abgraben.
Im Auftrag ihres Verbands hat die Beratungsfirma Morgen & Morgen in einer separaten Studie die Anbieter Check 24, Mr-Money, Tarifcheck und Verivox untersucht. Die gute Nachricht: Die oft geäußerte Vermutung, dass die Portale unsauber arbeiten und Versicherer durch besonders hohe Provisionszahlungen einen oberen Platz bei den Preisvergleichen kaufen können, hat sich nicht bestätigt. "Es ist nicht feststellbar, dass die Provisionen das Ranking beeinflussen", sagt Lars Gatschke, Versicherungsexperte beim VZBV. Dafür habe die Analyse keinerlei Anzeichen ergeben.
Einige Portale geben sich neutral, bekommen aber Provisionen von Anbietern, die sie zur Wahl stellen
Die schlechte Nachricht: Wer sich über ein Vergleichsportal versichert und sehr spezifische Bedürfnisse hat, kann Probleme bekommen, weil er für bestimmte Risiken nicht versichert ist. Morgen & Morgen hat für den VZBV den Abschluss von privaten Haftpflichtversicherungen in drei Fällen durchgespielt. Bei der Haftpflicht geht es um die Ansprüche von Dritten, die möglicherweise geschädigt wurden, nicht um das eigene Eigentum.
Die erste Kundin ist 28 Jahre alt, Single und nennt ein Zweifamilienhaus ihr Eigen. Eine Wohnung ist vermietet, das Haus hat einen oberirdischen Heizöltank und eine Photovoltaik-Anlage. Die Kundin will das Reiten fremder Pferde mitversichern. Bei Check 24 sind nur zwei der ersten zehn genannten Tarife wirklich passend, ergibt die Studie. Entweder sind Öltank, vermietete Wohnung oder Photovoltaik nicht versichert, oder zwar Schäden aus dem Besitz der Sonnenpanele, nicht aber aus der Einspeisung von Strom ins öffentliche Netz.
Bei Mr-Money sieht das Bild ganz anders aus, von zehn genannten Tarifen erfüllen acht alle Anforderungen - dasselbe gilt auch für Tarifcheck und Verivox. Offensichtlich steckt derselbe Vergleichsrechner hinter allen drei Webseiten. In den beiden anderen Musterfällen ist das Ergebnis ähnlich. Da geht es einmal um eine Familie im öffentlichen Dienst mit zwei Kindern, von denen eines in Israel das freiwillige soziale Jahr ableistet, dann um eine Familie, bei der die Frau ehrenamtlich als Flüchtlingshelferin tätig ist.
Offenbar hat nach Ansicht des VZBV vor allem Marktführer Check 24 ein Problem. Check 24 weist das zurück. "Wir bieten 23 Filtermöglichkeiten" sagt Geschäftsführer Rainer Klipp. Dazu gehöre die Frage nach einer vermieteten Wohnung. "Wir können die Kritik nicht nachvollziehen." Hätte die Musterkundin angerufen, hätten alle Besonderheiten abgedeckt werden können.
Den Vorwurf, der VZBV habe bewusst komplexe Fälle ausgewählt, weist Gatschke zurück. "Die vorgeschlagene Versicherung muss den Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucher entsprechen", sagt er. "Das verlangt die europäische Richtlinie für den Versicherungsvertrieb."