Versicherungen:Tief rote Managerhaftpflicht

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Rund 200 Millionen Euro müssen Versicherer in der Managerhaftpflicht an Verlusten verbuchen. Sie hatten jahrelang die Prämien gesenkt. Jetzt steigen die Schäden.

Von Herbert Fromme, Köln

Die Spezialversicherer für die Managerhaftpflicht (Directors' and Officers' oder D&O) haben 2018 tief rote Zahlen produziert. Nach Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) dürfte der Verlust rund 200 Millionen Euro betragen haben - bei einem Umsatz von 500 Millionen Euro.

Ob Daimler, Deutsche Bank, Lufthansa RWE oder Siemens: Viele Konzerne haben sich schon mit D&O-Versicherern gestritten. Wenn ein Konzern der Ansicht ist, dass ein Vorstandsmitglied seine Pflichten verletzt hat, will er Schadenersatz von dem Manager. Genau für diesen Fall hat das Unternehmen ihn versichert. Die Ansprüche erreichen oft mehrere Hundert Millionen Euro. Meistens einigt man sich auf einen Vergleich. D&O-Policen sind auch bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen Standard. Ein Grund: Im Fall einer Pleite versuchen die Insolvenzverwalter fast immer, dem Geschäftsführer eine Pflichtverletzung nachzuweisen.

Der GDV hat die Zahlen von 33 D&O-Versicherern zusammengetragen. Sie kamen 2018 auf 247 Millionen Euro Umsatz. Der Schadenaufwand belief sich auf 113 Prozent der Summe. Dazu kommen rund 30 Prozent Kosten für Vertrieb und Verwaltung. Deshalb müssen die Versicherer für jeden Euro an Prämie 1,43 Euro für Schäden, Vertrieb und Verwaltung ausgeben.

Dabei sind die 247 Millionen Euro nur die Hälfte des Marktes. Viele Anbieter melden die Zahlen nicht. "Das gesamte Marktvolumen dürfte bei rund 500 Millionen Euro liegen", sagte eine GDV-Sprecherin. Auf die 500 Millionen Euro Umsatz kommen mehr als 700 Millionen Euro Ausgaben.

Kein Wunder, dass die Versicherer nach jahrelangen Absenkungen jetzt versuchen, die Preise anzuheben. Doch Marcel Armon, Geschäftsführer des Düsseldorfer Spezialmaklers Hendricks, lehnt pauschale Erhöhungen ab. "Im vergangenen Jahr gab es zwei Schäden in der großen Industrie, die jeweils 100 Millionen Euro gekostet haben." Bei kleinen und mittleren Unternehmen gebe es zwar auch mehr Schadenmeldungen ("2018 waren es 30 Prozent mehr als 2017"), aber das liege daran, dass die Hemmschwelle dafür gesunken sei. "Darunter sind aber viele Ansprüche, die Manager mit Hilfe des Versicherers gut abwehren können."

© SZ vom 08.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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