Süddeutsche Zeitung

Versicherungen:Teures Hobby, günstige Police

Der Versicherungsschutz ist erschwinglich. Doch es kommt auf die Details im Vertrag an.

Von Christian Bellmann, Köln.

Ein Moment der Unachtsamkeit kann fatale Folgen haben - diese Erfahrung musste im Mai ein Sportbootfahrer auf dem Rhein machen. Er hatte eine Warnboje übersehen und fuhr sich in flachem Gewässer südlich von Koblenz fest. Die Feuerwehr musste das Boot bergen. Doch damit nicht genug: Weil die Propeller zerstört und die Antriebswellen beschädigt waren, musste das Boot in den nächsten Hafen geschleppt werden. Der Besitzer hatte Glück im Unglück: Die Kaskoversicherung, die er für sein Boot abgeschlossen hatte, kam für die Kosten auf. Außerdem waren keine anderen Boote und auch keine Personen zu Schaden gekommen.

In Deutschland gibt es keine Pflicht, Segel- oder Motorboote zu versichern. Ihre Besitzer sind aber gut beraten, das zu tun, um kein finanzielles Desaster zu riskieren. Dabei geht es zwar auch um Beschädigungen am eigenen Boot wie im Fall des Sportbootfahrers auf dem Rhein, in erster Linie aber um Schäden bei Dritten. Schließlich muss der Bootfahrer als Verursacher in Deutschland dafür unbegrenzt haften.

Weil die private Haftpflichtversicherung nur für Ruder-, Paddel- und Tretboote gilt, gibt es für Motor- und Segelboote spezielle Haftpflichtpolicen. "Die Deckungssumme sollte dabei möglichst hoch sein", rät Georg Schöpplein, Bootsversicherungsmakler aus Leverkusen. Üblich seien drei bis 15 Millionen Euro. Viele Häfen und Werften machen es ohnehin zur Bedingung, dass Bootsbesitzer eine solche Police haben. Auch in vielen anderen Ländern sei eine Haftpflichtpolice vorgeschrieben.

Die gute Nachricht: "Ein Boot zu versichern ist nicht teuer, im Verhältnis zu den gebotenen Leistungen sind diese Policen viel günstiger als bei Autos", sagt Andreas Medicus, Geschäftsführer des Versicherungsmaklers Schomacker aus Hamburg. Der genaue Preis ist von vielen Faktoren abhängig wie Bauart, Fahrgebiet, Leistung, Segelfläche, Geschwindigkeit sowie Wert und Alter. Für ein 25 000 Euro teures Boot kosten die Versicherung von Schäden am eigenen Boot und bei Dritten meistens deutlich weniger als 500 Euro im Jahr.

Eine Kaskoversicherung greift bei Schäden am eigenen Boot, beispielsweise wenn es auf Grund läuft oder sich vom Steg löst, Wasser eindringt oder der Blitz einschlägt. Laut Medicus sind dabei drei Punkte besonders wichtig. "Bootsbesitzer sollten eine Allgefahrendeckung wählen, damit ist alles versichert, was im Vertrag nicht explizit ausgeschlossen ist." Außerdem sollten sie darauf achten, dass sie beim Totalschaden ihres Bootes laut Vertrag die gesamte Versicherungssumme ausgezahlt bekommen. Im Fachjargon heißt das "unanfechtbare feste Taxe" oder auch "Neuwertentschädigung". Der Vertrag sollte dem Versicherer auch keine Abzüge gestatten, wenn nach einem Schaden etwas Altes durch etwas Neues ersetzt werden muss. "Schlägt der Blitz ein und zerstört ein elektronisches Gerät, sollte der Versicherer den Neupreis zahlen und nicht nur den Zeitwert", sagt Medicus.

Auch der Transport und das Lagern in der Werft sollte abgesichert sein

Nicht nur auf dem Wasser stellen Boote ein Risiko dar, sondern auch, wenn sie in einer Werft liegen. Das zeigte am Neujahrstag der Brand eines Sportboots in der Werft des Hafens in Köln-Mülheim. Auch wenn niemand verletzt wurde und der Brand schnell unter Kontrolle war - der Schaden dürfte beträchtlich sein, allein wegen der Einsatzkosten für das Löschboot. Auch die Risiken bei der Lagerung des Bootes an Land werden oft unterschätzt. Bootsbesitzer sollten daher sicherstellen, dass die Zeit im Winterquartier und auch der Transport dorthin versichert sind.

Dem größten Teil der Bootsbesitzer ist die Bedeutung der Policen bewusst. "Wenn ein Bootssportler sein Boot nicht versichert, geschieht das meistens aus Unwissenheit und nicht aus Leichtsinn", sagt Benno Wiemeyer, Präsident des Landesverbands Motorbootsport Niedersachsen. "Bootssportler, die organisiert sind oder Vereinen angehören, sind fast ausnahmslos versichert." Auch wenn nicht alle eine Kaskopolice haben - über eine Haftpflichtversicherung verfüge jeder.

Einen guten Tarif zu finden, ist allerdings nicht leicht. "Man kann den Preis vergleichen, die Bedingungen lassen sich aber nur schwer durchblicken", sagt Makler Schöpplein. Anders als in der Autoversicherung gibt es für Bootspolicen keine Musterbedingungen, an denen sich die Anbieter orientieren. Somit hat jeder andere Konditionen. "Die Unterschiede sind extrem, das kann im Schadenfall problematisch werden", so Schöpplein. Genau hinsehen lohnt sich also.

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SZ vom 03.01.2020
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