Süddeutsche Zeitung

Versicherungen:Schneller Geld für Firmen

Neuartige Policen versprechen zügige Schadenregulierung

Nach Großschäden in der Industrie dauert es oft Monate, bis die Versicherer des betroffenen Unternehmens Zahlungen freigeben. Zunächst muss der Versicherte den Schaden einreichen, ihn detailliert schildern und zahlreiche Dokumente ausfüllen. Dann rücken in der Regel Schadenexperten an und begutachten das Ausmaß. Erst wenn geklärt ist, ob die Versicherung den Schaden abdeckt, gibt der Anbieter die Zahlung frei. Für Kunden, die dringend auf die Zahlung angewiesen sind, wird diese Prozedur zur Geduldsprobe. Eine recht neue Art von Versicherung, die "parametrische Police", soll schnellere Zahlungen ermöglichen.

Nach dem schweren Tsunami, der Japan 2011 getroffen hat, warteten viele Versicherte wochenlang auf ihr Geld, erinnert sich Thomas Keist beim Symposium des Gesamtverbands der versicherungsnehmenden Wirtschaft in München. Er ist Experte für innovative Risikolösungen bei Swiss Re Corporate Solutions, dem Industrieversicherer der Swiss Re. "Es vergingen sechs Monate, bis die Versicherer gezahlt haben", sagt Keist "Bei parametrischen Versicherungen wären es nur rund zehn bis 30 Tage gewesen."

Das Prinzip: Anbieter und Kunde vereinbaren im Vorfeld einen festen Zahlungsauslöser. Beispielsweise kann sich eine Reederei dagegen absichern, dass der Rheinpegel unter eine kritische Grenze sinkt, bei der die Wasserstraße unpassierbar wird. Das führt zum Ertragsausfall. Wird der Wert des Pegels erreicht, zahlt der Versicherer die festgelegte Summe.

"Durch den parametrisierten Auslöser wird die Sicherheit für den Kunden erhöht", betont Keist. "Man weiß genau, was man kriegt, und da gibt es keine Diskussion." Bislang werden diese Policen vor allem bei Wetterrisiken eingesetzt, doch das könnte sich bald ändern, weil viel mehr Daten zur Verfügung stehen. Ob Erdbeben oder Flugverspätungen für wichtige Zulieferungen, Keist sieht eine große Zukunft für parametrische Versicherungen. Gegenüber klassischen Policen hat das Konzept jedoch auch Nachteile: Die vorab vereinbarte Summe könnte zu niedrig sein, um den tatsächlichen Schaden zu decken.

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SZ vom 07.09.2019 / age
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