Der Versicherungskonzern Ergo belohnte seinen Vertrieb schon mal mit Sexreisen: Viele Abschlüsse reingeholt? Ab in die Gellert-Therme in Budapest, mit Prostituierten. Ordentlich Lebensversicherungen verkauft? Ab in den Swingerclub auf Jamaika. So sollen die Mitarbeiter motiviert werden. Auf längere Sicht hat es allerdings nichts genutzt: Ergo hat 2011 so viele Lebensversicherungsverträge verloren wie keine andere Assekuranz, berichtet der Branchendienst Map-Report.
Der Report analysiert die Bilanzdaten der Versicherungsbranche. Das klingt trocken - doch der Part über Ergo ist überschrieben mit "Puffprobleme am Rande", meldet das Handelsblatt. Demzufolge beobachtet der Branchendienst "massive Einbrüche bei Marktanteilen und Vertragsbeständen seit Jahren". Kein deutscher Lebensversicherer habe 2011 im Bestand so viele Verträge verloren wie die ehemalige Hamburg-Mannheimer, die nun unter der Marke Ergo existiert. Der Einbruch sei keine kurzfristige Schieflage und "wohl auch nicht puffbedingt", so der Report.
So sieht es auch die Ergo selbst: "Die Gründe für diese Rückgänge sind langfristige Trends", sagte ein Unternehmenssprecher der Zeitung. "Wir hatten Anfang der 1990er-Jahre starkes Wachstum, viele dieser Verträge laufen nun regulär aus. Zudem wurden bei der ehemaligen Hamburg Mannheimer viele Verträge mit niedrigen Versicherungssummen abgeschlossen."
Die Branche der Lebensversicherer leidet generall. Die Zahl der Abschlüsse geht auch bei anderen Konzernen zurück. Für Verbraucher werden die Policen zunehmend weniger attraktiv: Seit 2012 zahlen die Lebensversicherer im Schnitt erstmals weniger als vier Prozent an ihre Kunden aus.