Süddeutsche Zeitung

Versicherungen:Einmal  Blumen gießen, bitte

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Mit neuen Angeboten wollen die Gesellschaften ihre Kunden stärker an sich binden. Die Versicherungskammer Bayern zeigt sich dabei besonders kreativ, wie Konzernchef Frank Walthes erklärt.

Von Friederike Krieger, München

Dafür, dass sie eigentlich bei einem Versicherer arbeiten, haben die 14 Mitarbeiter des Start-ups Uptodate einen abwechslungsreichen Arbeitsplatz. Gerade entwickeln sie "Holiday Care" für ihre Muttergesellschaft, die Versicherungskammer Bayern (VKB). Für den Test im Großraum München kommen die Uptodate-Mitarbeiter auch schon mal selbst zu einem Kunden nach Hause und gießen die Blumen oder leeren den Briefkasten, während er im Urlaub ist.

Als Uptodate Anfang 2018 gegründet wurde, hieß es noch DaHome, angelehnt an das bayerische dahoam. Aber der Name passte nicht, jetzt also Uptodate. Der größte Sparkassenversicherer Deutschlands will mit der Firma Ökosysteme schaffen, in denen die Kunden alles finden, was sie zu einem speziellen Thema benötigen.

Im ersten Schritt geht es um die Sicherheit von Haus oder Wohnung. Neben Blumengießen und Briefkastenleerung durch Dienstleister des Versicherers gehört ein mobiles Sicherheitsgerät dazu. Es umfasst Bewegungs-, Rauch- und Wassermelder und wird in der Wohnung oder im Haus aufgestellt. Schleicht ein Einbrecher um das Gebäude, rückt ein Interventionsteam des Servicepartners Securitas aus. Für ein Wochenende kostet das Paket 69 Euro, für eine Woche 99 Euro. Ob Kunden das attraktiv finden und den Versicherer für vertrauenswürdig halten, muss sich noch zeigen.

Eine Versicherungspolice ist in dem Paket nicht enthalten. Aber ohne solche Dienstleistungen kann es im Kerngeschäft nicht voran gehen, glaubt Konzernchef Frank Walthes. Momentan laufen die Geschäfte zwar gut. Bei den Beiträgen legte die VKB 2018 um 2,6 Prozent auf 8,31 Milliarden Euro zu - allen voran durch Zuwächse in der Schaden - und in der Krankenversicherung. Unter dem Strich verdiente der Versicherer nach Steuern 346 Millionen Euro, nach 253 Millionen Euro im Vorjahr.

Doch auf Dauer reicht es nicht, nur Policen anzubieten. "Versicherung ohne Assistance-Leistungen geht heute nicht mehr", glaubt Walthes. "Die Kunden denken in Ökosystemen, also müssen wir das auch tun." Sie haben sich an bequeme digitale Services gewöhnt. Wer ihnen Versicherungen verkaufen will, muss sie so ansprechen. Das gilt nicht nur für die jüngere Klientel. Das nächste Thema, das sich Uptodate vornehmen will, ist Alter und Pflege. "Holiday Care kann schon bald durch Reha Care ergänzt werden", sagte Vorstand Barbara Schick.

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Quelle:
SZ vom 09.04.2019
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