Versicherung:Reale Police für virtuelle Messer

Versicherung: Ein Screenshot des Computerspiels Counter-Strike.

Ein Screenshot des Computerspiels Counter-Strike.

Das Schweizer Unternehmen Baloise will künftig Video-Spiele versichern. Schließlich geben die Spieler viel Geld für ihre Leidenschaft aus.

Von Nina Nöthling, Köln

Beim Online-Spiel Entropia gibt es eine Diskothek, mit der ihr Besitzer wie mit einem realen Club Geld verdient. Das virtuelle Gebäude an sich hat einen Wert von 600 000 Euro - ganz real. Anders als in der Wirklichkeit kann der Betreiber bisher das Gebäude und den Umsatz aber nicht gegen Verlust versichern. Das will der Schweizer Versicherer Baloise ändern: Er will eine Videospiel-Police auf den Markt bringen, die unter anderem virtuelle Gegenstände wie Messer oder Schwerter absichert. Dann wäre die Disko gegen Hackerangriffe und Diebstahl versichert. Mit der Police wären Kreditkartendaten, die Spieler für Käufe im Spiel hinterlegen, versichert, aber auch virtuelles Geld und Gegenstände.

Der Markt mit virtuellen Sportarten und Spielen boomt. Genau wie bei anderen Sportarten gibt es Ligen, weltweite Wettkämpfe und hohe Preisgelder. Der Umsatz im gesamten Gaming-Markt wird 2017 weltweit auf knapp 75 Milliarden Dollar geschätzt. Profispieler verdienen bis zu einer Million Euro im Jahr - Schalke 04 und VfL Wolfsburg haben eigene Gamer-Teams.

Am ehesten könnten Profi-Spieler von solch einem Angebot profitieren

Doch nicht nur Profi-Spieler geben viel Geld für Waffen, individuelle Kostüme oder Upgrades in den Spielen aus. "Der Verlust eines solchen Gegenstandes ist für Spieler ebenso schmerzhaft wie der Diebstahl von Wertgegenständen aus den eigenen vier Wänden," sagt Felix Falk, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Games-Branche (BIU). Allerdings verlieren Spieler die virtuellen Sachen fast nie, sagt Sara Kirchner, eine Counterstrike-Gamerin. Counterstrike ist eines der beliebtesten Online-Spiele. Sie ist sich nicht sicher, ob sich eine Police für sie lohnt. "Bei den Profis kann ich mir aber sehr gut vorstellen, dass eine Versicherung interessant ist, da sind die Gegenstände sehr viel teurer." Deshalb wäre schon der Verlust eines einzigen Gegenstands kostspielig. Auch Falk vom BIU hält eine Versicherung für Spieler, die häufig auf Turniere gehen und teures Equipment haben, für sinnvoll.

Zurzeit testet Baloise noch, ob es einen Markt für die Policen gibt. Der Versicherer sponsert internationale Videogame-Events und baut so Kontakt zur Szene auf. Bei positiver Resonanz würde die Gesellschaft in einem ersten Schritt eine Hardware-Police auf den Markt bringen, die Gaming-Computer und Zubehör absichert. Sie sind deutlich teurer als normale Computer, Einsteigermodelle kosten etwa 1000 Euro. Dann soll die Police für virtuelle Gegenstände folgen.

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