Versicherung:Gut gefahren, viel gespart

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HUK-Coburg setzt auf digitale Autoversicherungen. Der Marktführer bringt einen Telematik-Tarif auf den Markt, den nicht nur junge Fahrer abschließen können. Über einen Sensor wird das Fahrverhalten ermittelt.

Von Ilse Schlingensiepen, München

Wer sein Auto ruhig fährt und nicht oft scharf bremst oder beschleunigt, kann die Versicherungsprämien bei der HUK-Coburg künftig um bis zu 30 Prozent reduzieren. Der Marktführer in der Autoversicherung bringt am Donnerstag einen neuen sogenannten Telematik-Tarif auf den Markt, den nicht nur junge Fahrer abschließen können. Über einen Sensor und eine App werden dabei Daten über das Fahrverhalten der Kunden ermittelt, die der Versicherer dann auswertet.

Den Sensor klebt der Kunde von innen an die Frontscheibe des Autos, ähnlich wie eine Vignette. Die bislang nötigen fest montierten Einbauboxen hat die HUK-Coburg abgeschafft. Der Sensor erhebt Daten zum Fahrverhalten, eine App auf dem Smartphone misst Daten wie die GPS-Position.

Wer diesen Tarif abschließt, erhält sofort einen Bonus von zehn Prozent auf die Prämie, die er sonst bei der HUK-Coburg bezahlen müsste. Je nach Fahrverhalten wird der Rabatt größer. "Wer richtig gut fährt, kriegt 30 Prozent", sagte Vorstand Jörg Rheinländer. Wer dagegen gern aufs Pedal tritt und häufig scharf abbremst, kann den Bonus verlieren. Schlechter als im Normaltarif steht er aber nie da.

Mit dem hohen Preisnachlass hofft die HUK-Coburg, den Widerstand bei vielen Autofahrern zu überwinden, die sich eigentlich nicht permanent überwachen lassen wollen - das aber angesichts der Ersparnis in Kauf nehmen.

Die Autoversicherung ist eine heiß umkämpfte Sparte, seit Jahren liefern sich die HUK-Coburg und die Allianz einen Kampf um die Marktführerschaft. Die Allianz stand lange Zeit an der Spitze, seit 2011 haben die Coburger die Nase vorn. Beide Versicherer setzen im Wettbewerb um die Kunden ebenso wie eine Reihe anderer Anbieter auf Telematik-Tarife. Das Ziel ist, die Tarife noch risikogerechter zu kalkulieren und so auch über den Preis die Rivalen anzugreifen. Gleichzeitig werden die Kunden zu sichererem Fahrverhalten motiviert. Außerdem sind Telematik-Angebote ein guter Weg, mit den Kunden im Kontakt zu bleiben, weil sie ihre Rabattstufe abrufen.

Die HUK-Coburg hatte zunächst ein Angebot für junge Fahrer bis 25 Jahren eingeführt, dafür hatten sich 75 000 Versicherte entschieden. Der neue Tarif gilt für alle Altersgruppen und ist in der Anwendung einfacher. Vorstandschef Klaus-Jürgen Heitmann hofft, damit in den nächsten Jahren "hunderttausende Kunden" zu gewinnen. So viele seien nötig, um aus den von ihnen gelieferten Daten relevante Schlüsse ziehen zu können.

"Wir glauben, dass die Zukunft der Autoversicherung digital sein wird, das heißt am Ende telematisch", sagte Heitmann. Die Versicherer müssten lernen, mit der Analyse großer Datenmengen - Stichwort Big Data - und den Verfahren der künstlichen Intelligenz umzugehen. Der neue Tarif "Telematik Plus" kostet die HUK-Coburg eine zweistellige Millionen-Summe, genauer wollte er nicht werden.

In der Autoversicherung haben die Coburger 2018 Prämieneinnahmen von 4,1 Milliarden Euro verbucht - eine Steigerung um 4,7 Prozent. Beim Bestand bekam der Versicherer 2,7 Prozent dazu und kommt auf 12 Millionen versicherte Fahrzeuge. Die HUK-Coburg konnte ihren Marktanteil erneut ausbauen und ist deutlich größer als die Allianz, die auf 8,6 Millionen Fahrzeuge kommt. Über alle Sparten verbuchten die Coburger Prämieneinnahmen von 7,7 Milliarden Euro.

© SZ vom 04.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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