Versicherer:Wenn Unternehmen geschrumpft werden

Versicherer: Allianz-Chef Oliver Bäte hat noch mehr Zeit, die Kosten des Konzerns zu senken. Er durfte gerade seinen Vertrag bis 2024 verlängern.

Allianz-Chef Oliver Bäte hat noch mehr Zeit, die Kosten des Konzerns zu senken. Er durfte gerade seinen Vertrag bis 2024 verlängern.

(Foto: Christof Stache/AFP)

Allianz und Munich Re pflegen ihre Aktienkurse durch Rückkäufe. Axa lehnt das ab.

Von Herbert Fromme, Köln

Die Allianz hat am Freitag den Vertrag ihres Vorstandschefs Oliver Bäte um fünf Jahre von 2019 bis 2024 verlängert - gerade rechtzeitig zum Investorentag am 30. November. Bäte wird den Anlegern seine neue Strategie vorstellen, bei der er wohl mehr Digitalisierung, eine Vereinfachung vieler Angebote und eine ordentliche Kostensenkung ankündigen wird.

Viele Großaktionäre und Analysten werden allerdings vor allem auf eines achten: Wird die Allianz auch in den kommenden Jahren eine großzügige Dividende auszahlen? Und wird sie erneut Milliarden für den Rückkauf eigener Aktien verwenden?

Versicherungsaktien sind zunächst einmal nicht sehr attraktiv. Das Geschäftsmodell ist nicht besonders aufregend und verspricht nur sehr mäßiges Wachstum. Die meisten großen Versicherer scheuen Übernahmen, weil sie ihrer Ansicht nach wenig Erfolg versprechen.

Eine ordentliche Wertsteigerung in kurzer Zeit, die in anderen Branchen für viel Anlegerfantasie sorgt, ist bei Axa, Allianz oder Generali kaum zu erwarten. Allerdings haben die Versicherer einen großen Vorteil: Sie sitzen alle auf sehr viel Geld, weil sie hohe Reserven vorhalten.

Um sich die Investoren trotz der eher langweiligen Aussichten gewogen zu halten, zahlen die Versicherer hohe Dividenden - und einige geben hohe Summen für Aktienrückkäufe aus. Damit stützen sie den Kurs und nutzen so den Aktionären. Zwischen Februar 2017 und September 2018 hat die Allianz in drei Rückkaufprogrammen satte sechs Milliarden Euro für eigene Aktien gezahlt. Der Rückversicherer Munich Re gibt in jedem Jahr etwa eine Milliarde Euro für Rückkäufe aus.

Nicht alle Gesellschaften ziehen hier mit. Thomas Buberl, Chef der Axa in Paris, hat gerade für zwölf Milliarden Euro den Rivalen XL gekauft, um im wichtigen Markt für Unternehmensversicherungen zu wachsen. Axa-Finanzchef Gérald Harlin gab den Rivalen in München bei der Bekanntgabe der Übernahme einen Seitenhieb mit. "Viele Investoren und Analysten finden die Aktienrückkäufe sehr wichtig", sagte er in Paris. "Aber damit schrumpft man ein Unternehmen." Das wolle die Axa nicht. "Bei der Transaktion mit XL handelt es sich um einen strategischen Schritt, bei Aktienrückkäufen nicht."

Doch Anleger haben den Mut der Axa bislang nicht belohnt. Das Papier stürzte nach der Bekanntgabe des XL-Kaufs ab und wird nun mit 21,13 Euro gehandelt, 22 Prozent unter dem Jahreshöchststand von 27 Euro am 12. Januar 2018. Buberl muss noch beweisen, dass seine Übernahme die Axa tatsächlich voran bringt und sich im Gewinn niederschlägt - und damit den Anlegern nützt. Bei den Aktienrückkäufen von Allianz und Munich Re, das wissen Investoren, ist das auf jeden Fall so.

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