Versicherer:Kunden gesucht

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Der harte Wettbewerb bei Kfz-Policen stoppt den Preisanstieg. Das bedeutet allerdings, dass die Kfz-Sparte wohl Verlust macht.

Von Patrick Hagen und Friederike Krieger, Baden-Baden

Autofahrer müssen für das kommende Jahr keine nennenswerten Preiserhöhungen bei ihren Kfz-Haftpflichtversicherungen fürchten. Davon geht der Rückversicherer Hannover Rück aus. Über seine Deutschland-Tochter E+S-Rück versichert der Konzern 61 der 90 Kfz-Versicherer in Deutschland gegen Großschäden - und hat den Markt deshalb genau im Blick. "Die Kfz-Versicherer erhöhen die Preise im Schnitt zwar um zwei bis drei Prozent", sagte Andreas Kelb, Bereichsleiter Kraftfahrt der E+S, beim Rückversicherungstreffen in Baden-Baden. "Weil viele Autofahrer aber gleichzeitig in eine bessere Schadenfreiheitsklasse wechseln, zahlen sie per Saldo trotzdem nicht mehr." 2018 war der Durchschnittsbeitrag in der Kfz-Haftpflichtversicherung, wenn man die beiden Effekte verrechnet, um insgesamt 0,8 Prozent auf 259 Euro gestiegen. 2017 und 2016 lagen die Erhöhungen bei 1,9 Prozent und 1,1 Prozent.

Die Prämien in der Kfz-Versicherung steigen seit rund fünf Jahren. In der diesjährigen Wechselsaison deutet sich aber eine Trendwende an. Kunden können noch bis Ende November ihre Police kündigen und einen anderen Anbieter suchen. Der Wettbewerb unter den Versicherern ist hitziger geworden. "Die Versicherer wollen Marktanteile gewinnen oder zumindest halten und haben sich Volumenziele gesetzt", sagte Kelb. So bemüht sich die Allianz, wieder zum Marktführer Huk Coburg aufzuschließen, aber auch andere Gesellschaften wie R+V, Axa und Generali wollen in der Kfz-Versicherung wachsen.

Was für den einzelnen Kunden erfreulich ist, wirkt sich auf die Sparte negativ aus. Da die Schäden kräftig ansteigen, unter anderem weil immer mehr teure Technik in die Autos verbaut wird, werden die nur leichten Preiserhöhungen nicht ausreichen, um die Kfz-Versicherer in den schwarzen Zahlen zu halten. Sie werden nach Einschätzung der E+S Rück im kommenden Jahr ein Minus von 200 Millionen Euro in der Kfz-Sparte machen. Hinzu kommen zwar noch Investmenterträge, aber die fallen angesichts der Niedrigzinsen auch nicht mehr üppig aus.

Die Rückversicherer haben selbst ebenfalls mit einer schrumpfenden Profitabilität zu kämpfen. Da das Angebot an Rückdeckungen die Nachfrage weit übersteigt, stehen die Preise seit Jahren unter Druck. Munich Re-Vorstand Doris Höpke hofft, dass die Anbieter bei den Verhandlungen mit Kunden in Baden-Baden Disziplin wahren. "Wer jetzt noch Preise absenkt, müsste schon eine gute Begründung dafür haben", sagte sie. Höpke erwartet ein stabiles Prämienniveau.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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