Verschuldetes Dorf in Spanien:7000 Jahre Galgenfrist

Haushaltsdefizit? Schuldenabbau? Bis 2012? Ein spanisches Dorf zeigt sich von den europäischen Sparplänen unbeeindruckt: Nach Angaben der spanischen Regierung hat es mehr als 7000 Jahre für die Rückzahlung seiner Schulden eingeplant.

Ganz Spanien ist in den kommenden Jahren den europäischen Sparvorgaben unterworfen. Ganz Spanien? Nein, ein kleines Dörfchen leistet Widerstand. Und lässt sich, glaubt man Angaben der Regierung, offenbar sehr viel Zeit damit, seine Rechnungen zu bezahlen: 7058 Jahre habe die Gemeinde Pioz beantragt, um ihre 16 Millionen Euro Schulden zu begleichen, teilte der Madrider Staatssekretär für öffentliche Verwaltung, Antonio Beteta, mit. Die Madrider Verwaltung führt den Ort Pioz als extremes Beispiel für die Verschuldung spanischer Gemeinden auf.

Unbezahlt seien unter anderem die Rechnungen für den Bau eines Schwimmbades und einer Kläranlage. Der Antrag fällt in eine Zeit, in der die EU Spanien strenges Sparen verordnet. Gerade erst hat die EU-Kommission prognostiziert, dass der spanische Staat es nicht schafft, sein Haushaltsdefizit 2012 auf die vereinbarten drei Prozent der Wirtschaftsleistung zu drücken.

Umso abstruser klingt nun der Antrag der 3300-Seelen-Gemeinde. Sie zeigt sich offensichtlich unbeeindruckt von ehrgeizigen Sparprojekten. So verliert die Bürgermeisterin von Pioz kein Wort zur langen Galgenfrist: Die studierte Betriebswirtin Amelia Rodríguez weist stattdessen jede Verantwortung für die hohe Verschuldung von sich.

Schließlich gingen die unbezahlten Rechnungen auf ihren Amtsvorgänger Emilio Rincón zurück. Dieser spielt den Ball zurück: Er habe nur die Hälfte der Schulden zu verantworten, sagte er der spanischen Onlinezeitung elmundo.es. Gegen 7058 Jahre Zahlungsfrist scheint aber auch Rincón keine Einwände zu haben.

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