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Verschobene Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg:Planung wieder bei null

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Minutiös war geplant, wie Passagiertreppen, Kehrfahrzeuge und Geschäfte von den Flughäfen Tegel und Schönefeld zum neuen Airport Berlin-Brandenburg umziehen sollen. Diese Planung ist mit dem geplatzten Termin dahin - Lasterflotten müssen umdirigiert, Spezialfahrzeuge neu bestellt werden. Noch ist nicht geklärt, wer für die Kosten in Millionenhöhe aufkommt.

Frederik Obermaier, Berlin

Es waren nur ein paar Sätze, doch mit ihnen begann wieder alles von vorn: Flughafenchef Rainer Schwarz überraschte am Dienstag damit, dass der neue Airport Berlin-Brandenburg nicht wie geplant Anfang Juni eröffnen werde, sondern wohl erst im August.

Seit Monaten jedoch waren alle Planungen auf die Nacht vom 2. zum 3. Juni gerichtet. Minuziös war geplant, wie Passagiertreppen und Kehrfahrzeuge, Büros und Geschäfte von den bisherigen Flughäfen Tegel und Schönefeld zum neuen Airport Berlin-Brandenburg umziehen sollten. "Und jetzt können wir wieder fast bei null anfangen", sagt eine Sprecherin von Globe Ground Berlin, dem größten Dienstleister an Berlins Flughäfen.

Ähnlich ergeht es den 200 weiteren Firmen, die am Umzug beteiligt sind. Wer die Mehrkosten zahlt, ist unklar. Die Flughafengesellschaft soll jedoch zugesichert haben, in Härtefällen unabhängig von juristischen Fragen einzuspringen.

Eigentlich sollte sich am 2. Juni in der Nacht eine Lastwagen-Kolonne von den beiden alten Flughäfen zum neuen in Bewegung setzen. Im Pendelverkehr sollten Dutzende Laster tonnenweise Material zum neuen Flughafen bringen. Alles war schon gebucht, sogar die Stadtautobahn sollte für den Tross gesperrt werden.

Bereits wenige Minuten nachdem die Verschiebung des Umzugs bekanntgegeben wurde, begannen daher bei den beteiligten Unternehmen die neuen Planungen. Journalistenanfragen wimmeln die Geschäftsleute im Flughafen Tegel seither ab, es gibt Wichtigeres zu tun: Mietverträge müssen verlängert, der bereits verkündete Ausverkauf vorerst gestoppt und Dienstpläne umgestaltet werden. Händler verlieren durch die verspätete Eröffnung Umsätze in Millionenhöhe, schätzt Nils Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg: "Für kleine Betriebe kann das sehr schnell existenziell werden."

Engpässe sind programmiert

Aber auch Firmen, die containerweise Ware zum neuen Flughafen transportieren müssen, trifft die Verzögerung schwer. Lasterflotten müssen umdirigiert werden. Ähnliches gilt für den Umzug selbst. "Das Problem ist, dass hundert Tieflader und Schwertransporter nicht einfach auf irgendeinem Parkplatz rumstehen", sagt die Globe-Ground-Sprecherin, "und wir sind nicht die einzigen, die dringenden Bedarf haben."

Engpässe sind programmiert. "Wir haben extra Fahrzeuge bei einem Subunternehmer gebucht", sagt Marco Krakowczyk vom Logistikunternehmen Convoi, das von der Berliner Flughafengesellschaft angeheuert wurde. Ob die Speziallaster auch am neuen Termin, der in einigen Tagen bekannt gegeben werden soll, verfügbar sind, sei nicht garantiert. In jedem Fall koste der Umzug mehr als ursprünglich geplant. "Und das werden wir mit Sicherheit nicht selber tragen."

Schon vor einigen Tagen hatte Flughafenchef Rainer Schwarz verkündet, für den Mai seien Termine in einer Anwaltskanzlei "geblockt" worden. Damals ging es um mögliche Klagen wegen Lärmbelästigung und Luftverschmutzung. Diese sind derzeit eher nebensächlich. Schon bald könnte es schließlich um Schadensersatz in Millionenhöhe gehen.

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Quelle:
SZ vom 10.05.2012
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