Versandhandel in der Krise:Neckermann gibt sich auf

Mehr als 2000 Mitarbeitern droht die Arbeitslosigkeit: Das Versandhaus Neckermann.de wird abgewickelt, das Geld reicht nicht mehr für die Gehälter der Angestellten. Und doch gibt es eine letzte Hoffnung.

Zuletzt hatte das Unternehmen noch mit frechen Sprüchen um Aufmerksamkeit gerungen: "Insolvent. Na und?" - hieß es in Werbeanzeigen. "Sie wollen schließlich kein Geld bei uns bestellen, sondern Ware".

Doch jetzt steht Neckermann.de endgültig vor dem Aus. Noch gebe es zwar Gespräche mit einem Investor, aus rechtlichen Gründen beschloss Neckermann.de aber seine Abwicklung zum ersten Oktober. Den meisten der etwa 2400 Beschäftigten droht damit von kommender Woche an die Arbeitslosigkeit.

Grund für die Entlassung der Mitarbeiter ist, dass Neckermann nach dem Ausstieg des US-Investors Sun Capital die Löhne der Beschäftigten nicht alleine stemmen kann. Das Insolvenzgeld, das die Arbeitsagentur drei Monate gezahlt hatte, reicht den Angaben zufolge nur noch für die Gehälter des September.

Ganz hoffnungslos sei die Lage aber noch nicht, so ein Sprecher der Insolvenzberatung. Der Schritt sei aus insolvenzrechtlichen Gründen notwendig gewesen und bedeute noch nicht das endgültige Aus für Neckermann. "Die Abwicklung musste begonnen werden, damit sie rechtzeitig bei den Ämtern ankommt. Damit werden negative Folgen für die Beschäftigten etwa beim Arbeitslosengeld vermieden", sagte der Sprecher. Der Konzern steckt seit Jahren in der Krise.

"Wir lassen nichts unversucht"

Am vergangenen Dienstag hatten sich mehrere Bieter beraten, berichteten Insolvenzverwalter. Allerdings hätten sie nicht zu einem Einstieg in das Unternehmen entschließen können. Über den letzten von ursprünglich mehr als 200 Kandidaten verbliebenen Investor wurde zunächst nichts bekannt. "Wir lassen nichts unversucht. Bis zum Schluss kämpfen und hoffen wir - besonders für die Mitarbeiter", sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Kühne.

Die bei Neckermann Beschäftigten sollen über eine Jobbörse Angebote erhalten. Einige haben bereits neue Anstellungen gefunden. Auch die etwa 50 Auszubildenden sind bereits in anderen Betrieben untergebracht.

Die Abwicklung betrifft die Unternehmensteile Neckermann.de, die Logistiksparte und die Servicegesellschaft NCCS. Der vierte Geschäftsbereich, die auf Übergrößen spezialisierte Tochter Happy Size, wird an einen Konkurrenten verkauft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: