Ein Vorurteil besagt: Die Reichen werden immer reicher. Die vorsichtigen Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung wiederholen das nicht so dezidiert, weil ihnen dafür zumindest für die vergangenen Jahre die Belege fehlen.
In ihrer neuesten Untersuchung gehen sie aber davon aus, dass die Kluft zwischen denen ganz oben und denjenigen ganz unten weiter gewachsen ist. Und sie sind sich sicher: In keinem Land der Euro-Zone ist die Ungleichheit so groß wie in Deutschland. Muss das so sein, damit die Wirtschaft brummt? Die klare Antwort lautet: Nein.
Die Bundesrepublik liegt im internationalen Vergleich bei der Besteuerung von Vermögen weit hinten. Selbst in Staaten, die sozialistischer Umtriebe völlig unverdächtig sind, wie in Großbritannien oder den USA, holt sich der Fiskus bei den oberen Zehntausend mehr Geld.
In Deutschland dagegen ist die Vermögensteuer quasi abgeschafft. Das Aufkommen aus der Erbschaftsteuer ist gemessen an den vererbten Milliardensummen spärlich. Hier könnte die Bundesregierung stärker zugreifen, ohne sparsamen Familien ihr Haus wegzunehmen oder fleißigen Mittelständlern die Geschäfte zu vermiesen.
Passieren wird allerdings auch mit der neuen Regierung nichts. Die Union wird beim Thema Steuererhöhungen keinen Rückzieher machen. Das heißt aber auch: Sie tut nichts dafür, dass es in diesem Land ein bisschen gerechter zugeht.