Vermögensanlage in Dachfonds:Hohe Ansprüche, bescheidene Ergebnisse

Dachfonds sind beliebt, stehen aber auch in der Kritik: Ihre Gegner bemängeln hohe Kosten, geringe Durchschaubarkeit und fehlende Flexibilität.

Von Heinz-Josef Simons

Damals galten sie als Innovation schlechthin für deutsche Sparer. Aber so neu waren Dachfonds gar nicht, als sie 1998 wieder unters geneigte Anlegervolk gebracht werden durften, sondern eher verpönt.

Denn in den 60er Jahren hatte Bernie Cornfeld mit seiner Vertriebsorganisation IOS und dem "Fund of Funds" in Deutschland verbrannte Erde hinterlassen und hiesigen Sparern zig Millionen D-Mark vernichtet.

Rund 30 Jahre musste der deutsche Kapitalmarkt warten, bis Dachfonds wieder salonfähig wurden.

Paket aus Zielfonds

Kein Zweifel, die Gaunereien von damals sind heute kein Thema mehr. Die Dach-Anbieter, vor allem Fondsgesellschaften und freie Vermögensverwalter, haben in der Regel einen guten Ruf und versuchen nach Kräften, die investierten Euros ihrer Kundschaft zu mehren.

Trotzdem polarisieren Dachfonds auch weiterhin. Sowohl Gegner als auch Befürworter haben plausible Argumente, weshalb Dachfonds das ideale Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau sind oder eben dafür ungeeignet.

Die Systematik von Dachfonds ist relativ simpel. Man nehme eine Reihe von Einzelfonds, im Jargon auch "Zielfonds" genannt, schnüre ein Paket daraus und schon läuft der "Fund of Funds" vom Fließband.

Dynamische, flexible und konservative Dächer

Sogar unterschiedliche strategische Ausrichtungen gibt es längst, passend zur Risikobereitschaft des jeweiligen Anlegers. So unterscheiden die Experten von Feri-Trust in Bad Homburg, wo man sich auf die Analyse von Investmentfonds spezialisiert hat, so genannte dynamische, flexible und konservative Dächer.

Bei den ersten dominieren die Aktienzielfonds, bei den zweiten gibt es entweder ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aktien- und Rentenfonds oder die Anteile dieser Zielfonds variieren je nach Marktlage. Und bei der dritten Spezies schließlich liegt der deutliche Schwerpunkt auf Rentenzielfonds.

Hohe Ansprüche, bescheidene Ergebnisse

Entsprechend unterschiedlich sind die Ergebnisse. In den vergangenen drei Jahren hatte die konservative Variante eindeutig die Nase vorn, weil an den Aktienmärkten Frust regierte. Doch in der Spitze lag die Rendite im Schnitt noch nicht einmal bei vier Prozent. Recht mickrig, kein Zweifel.

Blickt man auf die vergangenen zwölf Monate zurück (Stand Ende Oktober), haben die dynamischen Dächer, die sich auf Aktienzielfonds konzentrieren, eindeutig die Nase vorn. Der beste erreichte immerhin knapp zehn Prozent Wertzuwachs.

Multi-Manager-Konzept

Lutz Overlack, Geschäftsführer der Fund-Market Deutschland in München, zählt zu den Befürwortern von Dachfonds. Wer etwa für die private Altersvorsorge einen langfristigen Vermögensaufbau betreibe, brauche eine ertragsstarke Anlage. Aber "höhere Renditen bedeuten höhere Risiken. Deshalb sind Dachfonds ein optimales Instrument, das Renditestärke mit professionellem Risikomanagement verbindet", glaubt Overlack.

Für besonders attraktiv hält er Dachfonds, die nach dem Multi-Manager-Konzept geführt werden. "Hier gibt es für jede Anlageklasse einen Spezialisten, dem dann der entsprechende Portfolio-Anteil anvertraut wird."

Auch im Vergleich zu einem Investment in einzelne Fonds habe sich das Dach-Konzept bewährt, meint Overlack. Zum einen könne der Anleger sein persönliches Profil für jede Lebensphase selbst bestimmen. "Andererseits haben Dachfonds gegenüber Einzelfonds ein besseres Rendite-Risiko-Profil."

"Oft zweit- oder drittklassige Produkte"

So habe eine Untersuchung von Fund-Market Deutschland ergeben, dass Dachfonds gegenüber Einzelfonds während eines Zeitraums von drei Jahren eine um 4,7 Prozent bessere Wertentwicklung nach Gebühren erreicht hätten. Zudem sei die Schwankungsbreite der Dächer gegenüber einer Einzelfonds-Anlage um zehn Prozent geringer.

Gerd Bennewirtz, Geschäftsführer des Vermögensverwalters SJB FondsSkyline in Korschenbroich, ist kein Freund von Dachfonds. Auch seine Argumente sind durchaus eingängig. Erster Minuspunkt: Dachfonds sind zu teuer. "Beim Kauf zahlt der Anleger doppelte Managementgebühren: auf der Ebene des Dachfonds und auf der Ebene der Zielfonds", sagt Bennewirtz.

Zudem seien Dachfonds, die von Banktöchtern und großen Vertriebsorganisationen verkauft würden, abhängig. Investiert werde ausschließlich in konzerneigene Fonds. "Deshalb finden sich in den Portfolios oft zweit- und drittklassige Produkte."

Weiteres Kontra-Argument: Dachfonds seien Konfektionsware, die dem Anleger wenig Spielraum lasse. Bennewirtz' Empfehlung: "Eine individuelle Vermögensverwaltung mit vier oder fünf Einzelfonds erfüllt den gleichen Zweck viel besser."

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