Süddeutsche Zeitung

Vermögen:Deutsche erben doppelt so viel wie vor zehn Jahren

Mein Sohn bekommt einen Häuserblock: Immer mehr große Vermögen werden vererbt - besonders Grundstücke.

Die deutschen Finanzämter registrieren immer höhere Erbschaften. Im Vorjahr sind demnach 50,2 Milliarden Euro in Deutschland vererbt und steuerlich berücksichtigt worden. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Der Wert ist doppelt so hoch wie zehn Jahre zuvor, 2010 ging es nur um 24,7 Milliarden Euro.

Besonders stark gestiegen ist der Wert der steuerrelevant vererbten Grundstücke und dort stehender Immobilien. 2010 wurden so Haus und Grund mit einem Gesamtwert von 7,4 Milliarden Euro vererbt, seitdem steigt die Summe bis auf eine Ausnahme Jahr für Jahr. Im Vergleich zu 2010 hat sie sich nunmehr fast verdreifacht auf 21,4 Milliarden Euro. Die Zahlen für das Grundvermögen sind Bruttosummen, die Nachlassverbindlichkeiten werden davon noch abgezogen.

Wichtig: Wie viel die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland insgesamt geerbt haben, kann diese Statistik nicht sagen. In den meisten Fällen bleiben die Angehörigen unterhalb der Freibeträge, sodass in der Regel keine Steuer festgesetzt wird. Diese Vermögensübertragungen liegen den Finanzverwaltungen nicht vor und fehlen somit in dieser amtlichen Statistik.

Der Staat behält zehn Prozent der festgesetzten Erbschaften und Schenkungen als Steuer ein

Ehepartner können bis zu 500 000 Euro erben, ohne dafür Steuern zu zahlen, die eigenen Kinder bis zu 400 000 Euro. Die nun veröffentlichten Daten umfassen somit nur größere Erbschaften, hier geht es vor allem um höhere Bankguthaben und Wertpapierdepots, um Grundstücke und Immobilien sowie um Betriebsvermögen und Ländereien.

Dazu kommen noch Schenkungen, also große Vermögensübertragungen zu Lebzeiten. Denn die sind steuerlich ebenso relevant wie Erbschaften. Auch hier verzeichnen die Finanzämter viel Geld: 34,2 Milliarden Euro wurden 2020 demnach verschenkt. Hier spielen Betriebsvermögen seit Jahren die größte Rolle. Seit einer Erbschaftssteuerreform 2016, bei der Sonderregeln für die Übertragung von Betriebsvermögen beschränkt wurden, gehen vor allem Schenkungen von Betriebsvermögen zurück. In den vergangenen Jahren ist zudem auch immer mehr Grundvermögen verschenkt worden.

Beim Staat blieb von den großen Erbschaften im Vorjahr ziemlich genau jeder zehnte Euro hängen. Von den 84,4 Milliarden Euro, die verschenkt und vererbt wurden, kassierten die Finanzämter 8,5 Milliarden Euro Steuern.

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