Vermögen:Die Deutschen bleiben reich

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Rund neun Billionen Dollar Privatvermögen haben die Deutschen. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Als hätte es nie eine Pandemie gegeben: Das Vermögen der Deutschen ist selbst in der Corona-Krise gewachsen, zeigt eine Studie. Das liegt vor allem am weiter boomenden Geschäft mit Immobilien.

Von Harald Freiberger, München

Die deutsche Wirtschaft stand im Frühjahr über Wochen still - und trotzdem sind die Deutschen auch in der Corona-Krise reicher geworden. Das Vermögen der privaten Haushalte war Ende September 5,5 Prozent größer als ein Jahr zuvor, zeigt eine neue Studie der Fondsgesellschaft Flossbach von Storch, die der SZ vorliegt. "Betrachtet man die Entwicklung, so bekommt man zunächst den Eindruck, als ob keine Pandemie herrsche", schreibt Philipp Immenkötter, Autor der Studie.

Hauptgrund dafür ist der anhaltende Immobilienboom. Die Preise verteuerten sich binnen eines Jahres um fast sieben Prozent, sie "sind gegen die Pandemie immun", heißt es in der Studie. Immobilien sind mit Abstand das wichtigste Vermögensgut der Deutschen, sie machen 64 Prozent des Bruttovermögens aus.

Absolute Zahlen nennt die Studie nicht. Nach Daten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) lag das Nettovermögen der Deutschen (also Bruttovermögen abzüglich Schulden) im Jahr 2017 bei 11,5 Billionen Euro. Das entspricht einem Vermögen von 139 000 Euro pro Kopf und von 278 000 Euro pro Haushalt.

"Die Preisrallye auf den Immobilienmärkten wurde bislang von der Covid-19 Pandemie nicht ausgebremst", so Studienautor Immenkötter. Sowohl bei Investoren als auch bei privaten Haushalten sei die Nachfrage weiterhin hoch. Zum einem treibe der Mangel an Wohnimmobilien in städtischen Regionen den Preis, zum anderen fehlten für Investoren festverzinsliche Anlagemöglichkeiten mit attraktiven Renditen.

Lediglich Gewerbeimmobilien litten unter der Pandemie, ihre Preise gingen leicht zurück. Offensichtlich ist das eine Folge davon, dass viele Unternehmen Arbeit ins Home-Office verlagerten, was die Nachfrage nach Büroimmobilien auch längerfristig drücken dürfte. Der Anteil an Gewerbeimmobilien im Gesamtvermögen privater deutscher Haushalte ist jedoch gering.

Viele Aktienindizes stehen heute höher als vor Ausbruch der Corona-Krise

Selbst das Betriebsvermögen der Deutschen ist in der Corona-Krise gestiegen, vor allem durch die Gegenmaßnahmen der Bundesregierung; sein Wert lag zuletzt zehn Prozent höher als vor einem Jahr.

Das Aktienvermögen hat sich analog zur Entwicklung der Börsen erholt. Nach dem Crash im März, als die Kurse um rund ein Drittel eingebrochen waren, ging es wieder aufwärts, viele Aktienindizes stehen heute höher als vor Ausbruch der Corona-Krise. Unterm Strich lag das Aktienvermögen der Bundesbürger Ende September 0,5 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.

Den stärksten Anstieg verzeichnete Gold: Sein Kurs stand zuletzt 19 Prozent höher als vor einem Jahr. "Der Goldpreis steigt nicht nur durch die Pandemie, sondern seit zwei Jahren durchgehend an", heißt es in der Studie. Am stärksten negativ von der Corona-Krise betroffen sind sogenannte Sammel- und Spekulationsgüter; ihre Preise gingen im Durchschnitt um 5,8 Prozent zurück. Die Preise für Kunstobjekte liegen um elf Prozent niedriger als vor einem Jahr, für historische Automobile um zehn Prozent, für kostbare Weine um vier Prozent.

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