Süddeutsche Zeitung

Verlustgeschäft:Das Ende der stolzen Investmentbank DrKW

Der Aufsichtsrat der Dresdner Bank entscheidet am Donnerstag endgültig über die Fusion mit dem Bereich Firmenkunden zu einer neuen Einheit.

Caspar Busse

Die Londoner Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein, kurz DrKW, war einmal der ganze Stolz der Dresdner Bank. Hier wurden Gewinne gemacht, aus der DrKW leitete die Frankfurter Traditionsbank lange ihren internationalen Anspruch ab.

Doch damit dürfte es jetzt endgültig vorbei sein. An diesem Donnerstag entscheidet der Aufsichtsrat der Dresdner Bank über die Zukunft von DrKW. Wie geplant und bei anderen Großbanken bereits üblich wird wohl die Zusammenführung der Investmentbank mit dem Firmenkundengeschäft beschlossen.

Das Ende von DrKW ist damit besiegelt, möglicherweise fällt irgendwann auch der Traditionsname weg. Eventuell aber gibt es auch noch weitergehende Beschlüsse.

Entwicklungsabteilung nach getaner Arbeit geschlossen

Mehr Kundenausrichtung, besseren Service, höhere Produktivität verspricht sich der Mutterkonzern Allianz vom Umbau. "Da ist noch viel Handlungsbedarf", stellte erst kürzlich Allianz-Vorstand Helmut Perlet fest.

Bisher agierten die Investmentbanker in London und der Bereich Firmenkunden in Frankfurt weitgehend unabhängig, obwohl es viele Überschneidungen gibt. Fest steht, dass die neue Einheit weiter "ein integraler Bestandteil der Dresdner Bank" ist, wie es heißt, und nicht etwa direkt bei der Konzernleitung in München aufgehängt wird. Innerhalb der Bank erwirtschaftet die neue Sparte künftig etwa die Hälfte aller Erträge.

Neben dem neuen fusionierten Bereich Investmentbanking/Firmenkunden exisitieren noch die beiden Sparten Personal Banking, also die Privatkunden, sowie Private & Business Banking, also alle anderen Kunden mit teilweise größeren Vermögen oder Selbstständige. Die Dresdner-Abwicklungseinheit IRU, die die faulen Kredite abgearbeitet hatte, wurde kürzlich nach getaner Arbeit geschlossen.

Leidensgeschichte der DrKW begann vor fünf Jahren

Ohnehin war der Trend bei der DrKW zuletzt nicht gerade positiv. Insbesondere im zweiten Quartal gab es wegen herber Einbußen im Handelsgeschäft einen Durchhänger.

Auch nach drei Quartalen liegt die Investmentbank beim operativen Ergebnis noch immer fast 30 Prozent unter dem Vorjahr. Auch wenn das Schlimmste angeblich überstanden ist, ist das für die Verantwortlichen bei der Allianz alles andere als erfreulich.

Die Leidensgeschichte der DrKW dauert nun schon fünf Jahre: 2000 wolten eigentlich Deutsche und Dresdner Bank fusionieren - die Unruhe gerade unter den hoch bezahlten Investmentbankern war damals groß, hohe Halteprämien wurden gezahlt. 2001 übernahm dann die Allianz die Dresdner Bank samt ihrer Investmentbanking-Tochter.

Börsengang kein Thema mehr

Die Enkelin aus London blieb immer ein Fremdkörper im Allianz-Konzern, der eigentlich die Allfinanzidee verfolgte und Privat- und Firmenkunden in großem Stil Versicherungsprodukte verkaufen wollte.

2002 schließlich rutschte DrKW tief in die roten Zahlen, deren Chef, der charismatische Lenny Fischer, musste damals gehen. Andrew Pisker wurde sein Nachfolger. Lange war offen, was die Allianz mit der DrKW vorhat.

Schließlich gab der neue Konzernchef Michael Diekmann eine befristete Bestandsgarantie. Inzwischen ist die Abspaltung oder ein Börsengang aber kein Thema mehr, wohl erst recht nicht nach dem nun vorgesehenen Umbau.

Wird ehemaliger HypoVereinsbank-Vorstand Chef der neuen Einheit?

Ungeklärt ist noch, wer die neue Einheit in der Dresdner Bank künftig führen wird. Der bisherige DrKW-Chef Andrew Pisker macht sich Hoffnungen. Offenbar wird aber auch mit dem renommierten Investmentbanker und ehemaligen HypoVereinsbank-Vorstand Stefan Jentzsch verhandelt.

Der passionierte Marathon-Läufer und Bergsteiger sucht momentan nach einem neuen Job. Fest steht derzeit nur, dass der neue Spartenchef nicht in den Allianz-Vorstand aufrücken wird.

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Quelle:
SZ vom 24. November 2005
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