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Verkehr:Wege zum günstigen Neuwagen

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Duisburg (dpa/tmn) - Der Online-Handel boomt und hat durch die Corona-Krise einen weiteren Schub erhalten. Geht es allerdings um ein neues Auto, vertrauen die Kunden nach wie vor dem lokalen Händler. Das Netz spielt aber auch dabei eine große Rolle.

Wie lassen sich die zwei Welten am besten kombinieren? Laut dem aktuellen DAT-Report der Deutschen Automobil Treuhand wurde 2020 nur jeder zehnte Neuwagen online verkauft. Das Internet spiele als Kaufplattform daher weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. Auf der anderen Seite wird es bei der Kaufanbahnung immer wichtiger. 87 Prozent der Käufer informieren sich vorab online über Modelle, Preise und Ausstattungen.

Wer den günstigsten Preis für seinen Neuwagen erzielen will, kommt nach Ansicht von Prof. Ferdinand Dudenhöffer vom CAR Institut aber nicht an Online-Plattformen vorbei "Der Händler vor Ort kann im Regelfall einen Nachlass von vielleicht elf oder zwölf Prozent gewähren, viel mehr aber nicht", sagt Dudenhöffer.

"Weitergehende Nachlässe sind nur möglich, wenn die Autobauer zusätzlich Prämienprogramme für Händler auflegen und diese sind gut in Online-Plattformen erkennbar", so der Professor. Denn die Plattformen haben mehr Spielraum, Rabatte weiterzugeben. Aktuell liegt der Online-Rabatt für Neuwagen dem aktuellen CAR Report zufolge bei im Schnitt etwa 18 Prozent.

Gleichwohl landen auch die meisten Online-Autokäufe am Ende wieder bei den klassischen Autohäusern. "Anbieter wie Carneoo, Carwow, APL oder Neuwagen24 sind reine Vermittler. Hier schließt der Kunde letztlich einen Kaufvertrag mit einem niedergelassenen Händler ab", sagt Thomas K. Hamann. Er ist auf Auto- und Mobilitätsthemen spezialisierter Unternehmensberater. Die klassischen Autohäuser würden diesen zusätzlichen Vertriebsweg nutzen, um ihren Verkauf anzukurbeln. Wer im Internet nach seinem Wunschwagen sucht, wird auf viele Anbieter stoßen, die mit attraktiven Preisen werben.

Provisionen sollten stutzig machen

Nicht jedes günstige Angebot ist aber auch empfehlenswert. Ein Punkt, in dem sich seriöse von unseriösen Angeboten unterscheiden, sind Vermittlungsgebühren. "Verlangt ein Online-Neuwagenvermittler eine Provisionszahlung, sollte man die Finger davon lassen, das ist unüblich", sagt Hamann. Zwar erhalte der Vermittler eine Provision für den Verkauf, dies aber sei eine Sache zwischen Online-Vermittler und Händler. Der Autokäufer habe damit nichts zu tun.

Gute Preise lassen sich aber auch beim Händler vor Ort erzielen, getreu dem Motto: Online informieren, offline kaufen. "Wenn man sein Wunschauto online zu einem attraktiven Preis gefunden hat, kann man mit dem Autoverkäufer vor Ort darüber verhandeln", sagt Dudenhöffer.

Wechselprämien und Winterräder

Wer bei seinem Neuwagenkauf die Marke wechselt, kann ebenfalls auf einen höheren Nachlass spekulieren. "Einige Automarken loben für ihre Händler so genannte Eroberungsprämien aus, wenn es gelingt, einen Kunden von der Konkurrenz zu holen", sagt Hamann. In einem offenen Gespräch mit dem Verkäufer könne dieser zusätzliche Rabatt beispielsweise geteilt werden, so dass Käufer und Verkäufer davon profitierten. Ist beim reinen Preis das Ende der Fahnenstange erreicht, kann man vielleicht Naturalien wie Winterräder aushandeln.

Auch zum Quartalsende könnte sich vielleicht etwas mehr rausschlagen lassen, wenn Händler vorher festgelegte Stückzahlen pro Quartal verkaufen müssen, so Dudenhöffer. Bei sogenannten Tageszulassungen von Händlern mit nur wenig Kilometern auf dem Tacho ließen sich Nachlässe von 20 Prozent und mehr realisieren.

Dass die große Mehrzahl der Neuwagenkunden nach wie vor bei niedergelassenen Händlern kauft, hängt offenbar auch an den wortwörtlichen "Erfahrungen" vor Ort. Zumindest hat der DAT-Report herausgefunden, dass vielen die Probefahrt sehr wichtig ist. Wer die erst gemacht hat, kauft meist auch bei diesem Händler. 93 Prozent jedenfalls unterschrieben danach dort den Kaufvertrag.

© dpa-infocom, dpa:211007-99-512655/2

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