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Verkehr:Sportfahrräder umrüsten: So wird die Rennmaschine zum Alltagsrad

Berlin (dpa/tmn) - Was gestern noch ein technischer Vorreiter war, kann heute schon zum alten Eisen gehören. Doch Sporträder, egal ob Rennrad oder Mountainbike, können im Alltag einen zweiten Frühling erleben. Doch nicht alle Umbaumaßnahmen sind sinnvoll.

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Berlin (dpa/tmn) - Was gestern noch ein technischer Vorreiter war, kann heute schon zum alten Eisen gehören. Doch Sporträder, egal ob Rennrad oder Mountainbike, können im Alltag einen zweiten Frühling erleben. Doch nicht alle Umbaumaßnahmen sind sinnvoll.

Regen und Wind hat man gemeinsam getrotzt, hat Pässe erklommen oder Kiesgruben durchpflügt. Doch irgendwann hat das treue Sportfahrrad die besten Zeiten hinter sich und Ersatz muss her. Oder es lockt schlicht das Neue, denn auch beim Fahrrad hört die Entwicklung nicht auf. Das bedeutet aber nicht, dass das alte Rennrad oder Mountainbike im Keller verstauben muss: Mit einigen Umbaumaßnahmen kann es einen zweiten Frühling erleben.

"Wer sein Sportgerät im Alltag einsetzen will, muss es zunächst verkehrssicher machen", sagt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Dazu braucht es die gesetzlich vorgeschriebene Beleuchtung. "Das ist seit letztem Sommer etwas leichter geworden." Denn es seien auch Batterieleuchten zulässig, wenn sie das Prüfzeichen des Kraftfahrtbundesamts tragen.

Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad empfiehlt allerdings eine fest installierte Beleuchtung mit Nabendynamo. Das sei in vieler Hinsicht praktischer. Allerdings brauche man dann ein neues Vorderrad. "Einfache Varianten gibt es für 100 Euro, ein gutes Laufrad mit Nabendynamo kostet ab 300 Euro", sagt Fehlau. Vernünftige Akkuleuchten mit Prüfzeichen liegen demgegenüber bei rund 80 Euro.

Auch an Rückstrahlern vorne und hinten, an den Pedalen und an den Rädern kommt man offiziell nicht vorbei. Wobei letztere bei Reifen mit Reflektorstreifen auf der Flanke nicht notwendig sind. Fehlau gibt jedoch zu bedenken, dass es nur wenige Mountainbike-Reifen mit Reflektorstreifen gebe. Bei Rennrädern sehe es noch schlechter aus.

Bei modernen Straßenreifen gehören die Reflektorstreifen laut Filippek indes zum Standard. Die Umrüstung empfehle sich bei Mountainbikes ohnehin, weil dicke Reifen fürs Gelände einen wesentlich höheren Rollwiderstand haben als schmalere Straßenreifen.

Gegenüber schmalen Rennradreifen, die mit sehr hohem Druck gefahren werden, haben Straßenreifen auch deutliche Komfort-Vorteile. Ihre Breite ist jedoch durch Rahmen und Gabel begrenzt. "Mehr als 28 Millimeter passen da in der Regel einfach nicht durch", sagt Filippek. "Rennradfahrer müssen einfach etwas härter im Nehmen sein."

Schutzbleche schreibt der Gesetzgeber bei Fahrrädern zwar nicht vor, sie sind aber sinnvoll - gerade bei Regen. Fehlau rät zu fest installierten, vollwertigen Schutzblechen statt Steckschutzblechen, wenn es dafür Befestigungsmöglichkeiten an Rahmen und Gabel gibt.

Für Mountainbikes gibt es laut Siegfried Neuberger vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) ein entsprechend umfangreiches Angebot an Zubehörteilen. "Bei Rennrädern sieht man das eher selten", sagt er. Doch bei den Rennmaschinen ist das Anbringen von Schutzblechen ohnehin durch den Durchlauf am Rahmen begrenzt.

Kompromisse muss man auch bei der Sitzposition machen. "Gerade ältere Mountainbikes haben oft eine sehr tiefe, gestreckte Sitzposition", sagt Fehlau. Die sei zwar auf der Straße nicht zwingend unbequem, aber wie bei Rennrädern bekomme man Probleme mit dem Schulterblick.

Laut Filippek kann man dagegen nur in Maßen etwas unternehmen, indem man einen steileren Vorbau verwendet oder einen höheren Lenker. "Aber man kann aus einem Rennpferd kein zahmes Pony machen." Auch beim Austausch des Sattels sollte man vorsichtig sein. Zwar gebe es Sportsättel, bei denen sich der Austausch lohnt, weil sie eigentlich nur mit zusätzlicher Polsterung in der Hose zu fahren sind. "Aber der neue Sattel sollte nicht breiter werden als der Sportsattel."

Letztlich ist der Umfang des Umbaus auch eine Geldfrage. Fehlau mahnt, stets die Kosten im Blick zu behalten. "Wer sein altes Sportgerät verkauft, das Geld plus die 250 bis 300 Euro für den Umbau nimmt und sich ein neues Trekkingrad kauft, bekommt oft bessere Grundzutaten in einem harmonischeren Gesamtwerk." Für den Umbau spreche da eher der ideelle Wert eines ausgemusterten Sportrads.

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