Verkehr - Hanau:E-Mobilitätskonzept in Hanau startet: Verkehrswende-Beitrag

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Ein Elektroauto steht an einer Ladesäule und wird geladen. Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Hanau (dpa/lhe) - Ein neues Wohngebiet in Hanau soll zeigen, wie sich E-Mobilität in den Alltag integrieren lässt - und damit einen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Dafür wurde am Dienstag eine erste sogenannte E-Mobilitätsstation im "Pioneer Park" eröffnet. Sie umfasst acht Ladepunkte für E-Autos, je sechs Ladepunkte für E-Fahrräder und E-Lastenräder sowie eine Paketbox, wie die Stadt mitteilte. Im gesamten Konzept seien neben einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge auch Sharing-Angebote für die Bewohner, Nutzer und Gäste, ein vernetzter Übergang zum öffentlichen Nahverkehr sowie eine nutzerfreundliche Bedienung per App vorgesehen, hieß es.

Mehr als 50 Ladepunkte für Elektro-Autos könnten auf dem Gelände einer ehemaligen US-Kaserne entstehen, Anschlüsse soll es auch an privaten Stellplätzen geben. Insgesamt sind bis zu zwölf der Mobilitätsstationen geplant, zunächst sollen fünf errichtet werden, vier davon mit Förderung des Landes Hessen. Je nach Nutzung werde weiter ausgebaut. An mindestens jedem vierten privaten Stellplatz soll es in der Siedlung zudem Anschlüsse zum Aufladen geben. Maximal könnten nach Angaben der Planer 750 private und öffentliche Ladepunkte in dem Wohngebiet entstehen.

"Das hat es in dieser komplexen Form bisher noch nicht gegeben, wir realisieren das größte deutsche E-Mobilitätscluster", sagte Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). Realisiert werden die Mobilitätsstationen vom Projektpartner der Stadt, der LEG Hessen-Hanau GmbH. "Wir wollen das Verkehrsaufkommen und die Anzahl an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren im Quartier reduzieren", sagte LEG-Geschäftsführer Marc Weinstock. Insgesamt sind Investitionen von mehr als drei Millionen Euro für das Projekt vorgesehen, das Land Hessen steuert eine halbe Million Euro an Fördermitteln bei.

Auf dem Gelände sollen nach Ende der Bauarbeiten bis zu 5000 Menschen wohnen. Der "Pioneer Park" soll bis 2024 fertig sein. Eine Wohnung ohne Lademöglichkeit werde künftig genauso unattraktiv erscheinen wie eine Wohnung ohne Internetanschluss, heißt es in der Broschüre des Projekts.

Ambitionierte Projekte in Sachen E-Mobilität gibt es auch anderswo in Hessen: So plant Rüsselsheim mit Förderung des Bundes seinen Ausbau zur "Electric City". Stadtweit sollen hier unter anderem rund 800 öffentliche Ladepunkte entstehen. Nach Startproblemen soll der Ausbau nächstes Jahr Fahrt aufnehmen, zunächst mit Ladepunkten auf öffentlich zugänglichen Parkplätzen des Opel-Geländes.

Für die Sorge, mit dem E-Auto wegen leerer Batterien liegen zu bleiben, gibt es schon länger einen Begriff: "Ladeangst". Ungenügende Ladeinfrastruktur und geringere Reichweite zählen bei Umfragen regelmäßig zu den größten Hemmnissen, wenn es um die Anschaffung eines E-Autos geht.

Hessen überlässt die Spitzenplätze bei der Ausstattung mit Ladesäulen bisher anderen. Das Bundesland kam in einem Ranking des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft mit Zahlen von Ende April auf Platz fünf mit 1866 öffentlich zugänglichen Möglichkeiten, E-Autos aufzuladen. Spitzenreiter Bayern verfügte zu dem Zeitpunkt über mehr als 6300. Die bayerische Landeshauptstadt München führt auch die Hitliste der Städte an mit derzeit knapp 1200 Ladepunkten. Frankfurt verfügt demnach nur über ein Zehntel davon - und taucht entsprechend in der Liste der zehn besten Städte nicht auf.

Einige wichtige Voraussetzungen für einen Ausbau sind nach Einschätzung des ADAC in Hessen gegeben. Mit der Landes-Energie-Agentur (LEA) stehe ein geeigneter Ansprechpartner für Privatleute und Unternehmen bereit, sagt Wolfgang Herda vom ADAC Hessen-Thüringen. Er hoffe, dass sich in nächster Zeit viel bewege. Auch die Energieversorger seien gefragt. "Das A und O ist natürlich die Verfügbarkeit von Ladestationen." Vor allem Schnell-Ladepunkte seien wichtig. Privatleute bräuchten zuhause oder zumindest in unmittelbarer Nähe Lademöglichkeiten.

Die Anschaffung von E-Autos wird mit hohen Summen subventioniert. Einer Umfrage des Vermittlungsportals Verivox zufolge sind sie inzwischen begehrter als ein Dieselantrieb: Gut 18 Prozent wollen sich bei ihrem nächsten Autokauf einen Wagen mit reinem Batterieantrieb oder Plug-in-Hybridmotor anschaffen, hat das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag des Portals ermittelt. Einen Diesel wollten demnach nur noch 14,5 Prozent der rund 1000 bundesweit befragten Autofahrer.

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