Verkehr - Hamburg:Hamburg wird Reallabor für die Zukunft der Mobilität

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Hamburg (dpa/lno) - Hamburg will sich als Modellregion für die Verkehrslösungen der Zukunft etablieren. Neuester Baustein für diese Strategie ist das Reallabor für digitale Mobilität, für das am Mittwoch in Berlin der Startschuss gegeben wurde. "Hamburg soll für unser Land das Tor zur digitalen Mobilität werden in einem riesigen Reallabor", sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bei der Vergabe der Fördermittelbescheide. Der Bund stelle rund 21 Millionen Euro für zehn Mobilitätsangebote bereit - "von Mikrohubs zur Entlastung von Logistiklieferverkehren über eine Mobilitäts-App für alle Verkehrsmittel bis hin zu Mobilitätsbudgets anstelle von Dienstwagen."

Reallabore sind bereits bekannt in der Energie- und Klimapolitik. Hier wird in großem Maßstab in der Realität ausprobiert, was auf dem Papier und vielleicht auch in einem kleinen Maßstab vielversprechend aussieht.

Rund 30 Partner aus Hamburg und dem Umland, Unternehmen ebenso wie wissenschaftliche Institutionen, werden in mehreren Einzelprojekten die Digitalisierung der Mobilität ausprobieren. Dabei können sie ganz unterschiedliche Fragestellungen behandeln. Das Spektrum reicht von der digitalen Übertragung von Ampelschaltungen in die Fahrzeuge über die Ausgestaltung von Mobilitätsbudgets bis zu Carsharing- und anderen spezifisch abgestimmten Mobilitätsangeboten für den ländlichen Raum.

"Wir wollen Empfehlungen entwickeln, die nicht nur mit theoretischen Erkenntnissen, sondern mit praktischen Erfahrungen unterfüttert sind", sagte Henrik Falk, Chef der Hamburger Hochbahn, die die Konsortialführung des Projekts übernommen hat. Falk leitet im Rahmen der Nationalen Plattform "Mobilität der Zukunft" eine Fokusgruppe zum Thema "Multimodale Mobilität", die sich mit der Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsträger beschäftigt.

Ein Projekt zum Beispiel, das auch im Reallabor ausprobiert werden soll, ist eine gemeinsame App für Bus und Bahn, Car-Sharing und Fahrradmiete, Taxi und Scooter, die alles buchen und abrechnen kann. Dies gestaltet sich schwieriger als es sich zunächst anhört, weil alle Anbieter von Mobilität mit ihren eigenen Apps auf dem Markt sind und unter der Oberfläche ganz unterschiedliche Geschäftsprozesse liegen.

Die Projekte sollen bis Ende des Jahres ins Laufen kommen und verzahnt werden mit einigen der rund 100 weiteren Ideen, die im Zusammenhang mit dem Weltkongress für intelligente Verkehrssysteme im Oktober nächsten Jahres in Hamburg entwickelt werden. Der ITS-Kongress wird ein Großereignis für die internationale Entwicklung moderner Mobilitätslösungen. "Es soll eine Leistungsschau der deutschen Mobilitätswirtschaft werden", sagte Scheuer.

Die Megathemen Klimaschutz, Energiewende und Digitalisierung stehen auch bei der Zukunft der Mobilität im Fokus. Letztlich entscheidend ist aber, dass der Bevölkerung nachhaltige, sichere, effiziente, einfache und bezahlbare Angebote für ihre Mobilität zur Verfügung stehen. Viele Fragen sind noch offen oder unerforscht. "Wir werden idealerweise Dinge ausprobieren, die es jetzt noch nicht gibt", sagte Falk.

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