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Verkehr - Gera:Diesel-Alternativen: Busunternehmer sehen Probleme

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Gera (dpa) - Die Busunternehmer in Mitteldeutschland sehen erhebliche Probleme beim Umstieg auf alternative Antriebe wie Strom, Gas und Wasserstoff. Die zentrale Frage sei dabei nicht die Antriebstechnik selbst, erklärte Verbandsgeschäftsführer Tilman Wagenknecht am Mittwoch. Probleme bereite vielmehr die benötigte Infrastruktur etwa zur Speicherung und Betankung mit solchen Energieträgern. Zudem sei die Anschaffung dieser Fahrzeuge deutlich teurer und nur mit finanzieller Förderung möglich. Beim Mitteldeutschen Omnibustag berät die Branche an diesem Mittwoch und Donnerstag in Gera über diese und weitere Herausforderungen wie Digitalisierung und Fachkräftemangel.

Verbandspräsident Mario König, dessen Unternehmen selbst drei E-Busse betreibt, sieht diese vorrangig für den Stadtverkehr geeignet. Beim Einsatz im Regional- oder Schienenersatzverkehr sei die Technik wegen geringer Reichweite und langen Ladezeiten zu unflexibel. Im Regionalverkehr setzten Fachleute deswegen eher auf Busse, die mit Wasserstoff betrieben werden. Das Problem sei, dass es dafür kaum Tankstellen gebe. Zudem erfordere auch die Ladeinfrastruktur für Elektrobusse Millioneninvestitionen - bis hin zu leistungsstärkeren Netzen. "Mit unserem normalen Hausanschluss wäre das nicht möglich gewesen", berichtete König aus eigener Erfahrung.

Den Angaben nach muss laut einer EU-Richtlinie bei Neuanschaffungen von Stadtbussen künftig ein Großteil einen sauberen Antrieb haben. Laut Wagenknecht werden voraussichtlich um das Jahr 2050 die letzten Dieselbusse im öffentlichen Personennahverkehr ausgemustert werden.

Massiv verärgert sind die Busunternehmer über die Neuregelung der Mehrwertsteuer für die Bahn. Die Senkung des Steuersatzes von 19 auf 7 Prozent im Fernverkehr wird nämlich nur für Bahn-, nicht aber für Busreisen gelten. "Wir werden das nicht akzeptieren. Das ist eine absolute Ungerechtigkeit", konstatierte Wagenknecht und verwies darauf, dass Unternehmen bereits Klagen angekündigt hätten. Damit werde der Bus als umweltfreundliches Verkehrsmittel benachteiligt. "Gerade die Busbranche ist mit ihrer hohen Flexibilität in der Lage, eine Alternative zum Pkw-Verkehr auf den Autobahnen zu schaffen."

Die Stimmung in der Branche sei deswegen aufgeheizt, betonte Wagenknecht. Deswegen seien Protestaktionen etwa in Form von Bummelstreiks nicht ausgeschlossen. Dies könnte etwa Schülerfahrten zum Bundestag oder Fahrten im Schienenersatzverkehr betreffen.

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