Verkehr:Flixbus steigt groß ins Bahngeschäft ein

Flixtrain

Eigentlich ist für uns ein Zug nur ein großer Bus", sagt Flixbus-Geschäftsführer und -Gründer Jochen Engert.

(Foto: dpa)
  • Von Mitte April an sollen dann unter der Marke Flix-Train zum Beispiel auch Züge von Berlin über Hannover und Frankfurt nach Stuttgart fahren.
  • Bislang bediente das Unternehmen nur die Strecke Stuttgart - Berlin

Von Caspar Busse

Erst vor fünf Jahren hat Flixbus den Betrieb aufgenommen, und das Netz ist seitdem rasant gewachsen. Im vergangenen Jahr nutzten bereits rund 40 Millionen Menschen die grünen Reisebusse in Deutschland und Europa. Jetzt will das Start-up aus München groß ins Bahngeschäft einsteigen - unter dem Namen Flix-Train und mit grün lackierten Zügen.

Von Ende März an werden Zug-Verbindungen zwischen Hamburg und Köln angeboten, zunächst täglich außer Mittwochs. Von Mitte April an sollen unter der Marke Flix-Train auch Züge von Berlin über Hannover und Frankfurt nach Stuttgart fahren. Insgesamt würden dann 28 Ziele in fünf Bundesländern angebunden. Die billigsten Tickets sollen zehn Euro kosten, und wären damit deutlich günstiger als die Fahrscheine bei der Deutschen Bahn. Man wäre mit dem Flix-Train aber genauso schnell wie mit dem ICE, teilte Flixbus mit.

"Eigentlich ist für uns ein Zug nur ein großer Bus", sagte vor kurzem Flixbus- Geschäftsführer und -Gründer Jochen Engert, 35, vor ein paar Wochen. Für die Flixbus-Plattform mache es eigentlich keinen Unterschied, ob eine Bus- oder eine Zugfahrt gebucht wird. Seit August vergangenen Jahres betreibt Flixbus bereits die Strecke Stuttgart-Berlin, einmal am Tag. Die Vorgängerfirma Locomore war pleite gegangene, die Münchner waren eingestiegen.

Die Resonanz war bislang gut, es wurden etwa 100 000 Tickets verkauft. Jetzt hat Flixbus Lust auf mehr Bahnstrecken. Die neue Tochterfirma Flix-Train sei inzwischen ein anerkanntes Eisenbahnverkehrsunternehmen, könne also auch selbst Trassen bei der DB Netz beantragen. Das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn vergibt in Deutschland die Rechte für die Nutzung des Schienennetzes, der Prozess ist allerdings langwierig. In den Aufbau von Flix-Train in Deutschland wird zunächst ein einstelliger Millionenbetrag investiert.

Flixbus versucht so, der Deutschen Bahn weiter Konkurrenz zu machen, nun auch auf der Schiene. Schon das Busangebot - Flixbus hat inzwischen in Deutschland bei Fernbussen einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent - hat das Staatsunternehmen unter Druck gesetzt.

Erfolg mit Einfachheit

Die Deutsche Bahn verlor Passagiere und bietet inzwischen in deutlich größerem Umfang günstige Tickets und Sonderpreise an. Im Fernbahnverkehr hat die Deutsche Bahn bisher noch ein Quasi-Monopol. Es gab bereits mehrere Anläufe von Konkurrenten für privat betrieben Fernstrecken, doch die scheiterten alle. Flixbus will nun auf diese zurückgreifen. Die Strecke von Stuttgart nach Berlin wird mit den ehemaligen Locomore-Zügen bedient, die von Hamburg nach Köln mit den Zügen von Hamburg-Köln-Express (HKX). Betrieben werden die Strecke aber nicht von den Münchnern, sondern vor dem Nürnberger Mittelständler Bahntouristikexpress (BTE). So geht das Start-up auch im Busverkehr aus: Die Linien und Omnibusse werden von unabhängigen Busunternehmen unterhalten, der Verkauf der Tickets und das Marketing übernimmt Flixbus.

Das ist auch das Erfolgsgeheimnis von Flixbus, die Buchung der Tickets und die Bezahlung per App ist einfach, die Preise günstig, die Kundschaft jung. Experten räumen den Münchner deshalb auch Chancen ein, im Bahngeschäft erfolgreich bestehen zu können. Die Wachstumspläne sind insgesamt ambitioniert: Derzeit wird auch an einer Expansion in die USA gearbeitet.

Zudem will Flixbus mit Fluggesellschaften wie Lufthansa kooperieren und Zubringerdienste zu den Flughäfen anbieten. Flixbus mit Hauptsitz in München beschäftigt bereits rund 1400 Mitarbeiter, dazu kommen rund 7000 Busfahrer bei Partnerfirmen. Die Firma macht bereits Gewinn, gehört zu einem Drittel den drei Gründern, ein weiteres Drittel ist in den Händen des amerikanischen Finanzinvestors General Atlantic, der Rest liegt bei anderen Investoren, darunter auch der Autobauer Daimler.

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