Verkehr:Fahrrad-Geschichte: Vom Veloziped zum Urban Bike

Hamburg (dpa) - Alltagsgefährt und Statussymbol - das war das Fahrrad schon immer. Eine Ausstellung im Hamburger Museum der Arbeit zeigt ausgefallene Modelle für Dandys von damals und Hipster von heute.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Hamburg (dpa) - Alltagsgefährt und Statussymbol - das war das Fahrrad schon immer. Eine Ausstellung im Hamburger Museum der Arbeit zeigt ausgefallene Modelle für Dandys von damals und Hipster von heute.

Das Fahrrad, eine im Kern fast 200 Jahre alte Erfindung, bewegt sich voll im Trend. Rund 71 Millionen der individuellen Gefährte sollen zurzeit über deutsche Straßen und Wege rollen. Benzinspar- und Sport-Aspekte haben daran ihren Anteil, aber auch der Hang mancher Lifestyle-Freaks, sich mit einer Tausende Euro teuren Luxus-Ausgabe darzustellen. Vielfältige Facetten des kultigen Themas präsentiert eine Ausstellung in Hamburg. Mehr als 100 historische und aktuelle Fahrräder sind auf 650 Quadratmetern unter dem Titel " Das Fahrrad. Kultur, Technik, Mobilität" im Museum der Arbeit bis 1. März 2015 zu erleben.

Sowohl technische und gesellschaftliche Entwicklungen als auch Design, Szenen und Verkehrsstrategien spielen eine Rolle bei der Schau mit umfangreichem Beiprogramm. "Wir wollen möglichst viele Gesichtspunkte vorstellen und gleichzeitig vom Auf und Ab des Fahrrads erzählen", sagt Kurator Mario Bäumer. Die Herzen von Radl-Fans dürften höher schlagen beim Anblick der Exponate, mit denen das Haus die Geschichte der Fahrradtechnik vorführt.

Ältestes Stück ist ein Michaux-Veloziped von 1869, eine Leihgabe aus der Stiftung Historische Museen Hamburg. Als britischer Nachbau aus den 1960er Jahren ist eine Laufmaschine dabei, wie sie in etwa der Freiherr von Drais 1817 entwickelt hatte. "Solche Räder waren damals Spielzeug", sagt Bäumer, "mit ihnen fuhren Adelige durch ihre Parks." Später kam etwa das halsbrecherische Hochrad dazu, auf dem sich wagemutige Dandys der Öffentlichkeit präsentierten. Die technische Entwicklung des Rads, wie wir es heute kennen, sei bereits um 1900 abgeschlossen gewesen, erläutert der Ausstellungsmacher - seither gebe es nur noch Weiterentwicklungen.

Richtig populär war das Rad schon einmal - in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als dank der industriellen Massenproduktion zahllose Arbeiter damit in die Fabriken oder in den Urlaub fahren konnten. In den 50er Jahren verdrängte das Auto immer mehr den in der Regel preiswerten Drahtesel.

Spätestens seit der Ölkrise 1973 und dem steigenden Umweltbewusstsein wurde der jedoch für viele Bürger wieder deutlich attraktiver. Die Produktion verlagerte sich allerdings immer mehr nach Asien. Den aktuellen technischen Stand demonstriert das Museum anhand neuester sportiver Urban Bikes, Mountainbikes, Renn- und Liegeräder.

Die Ausstellung freut auch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), mit dem das Museum der Arbeit kooperiert. "Wir als verkehrspolitischer Lobbyverein setzen uns für die Rückgewinnung des Straßenraums ein - weg vom Auto, hin zu alternativen Verkehrsmöglichkeiten", sagt ADFC-Sprecher Dirk Lau. So trage auch der Hipster von heute, der sein Rennrad aus den 80ern liebt, genauso zum Umweltschutz bei wie der enthusiastische Alltagsradler, der sich im Fachhandel sein hochwertiges "Customize-Bike" selbst zusammenstellt - und dabei gern mal 5000 Euro ausgibt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: